Der Große Vaterländische Krieg I

Nicht zufällig ist einer der ersten Einträge in diesem Blog der Erinnerung an den „Großen Vaterländischen Krieg“, den Kampf gegen Deutschland von 1941 bis 1945 gewidmet. Zum einen ist der Krieg nach wie vor gegenwärtig: Nicht nur die gesamte architektonische Anlage der Innenstadt ist aufs engste mit den Zerstörungen und dem Wiederaufbau nach dem Krieg verbunden, auch erinnern zahlreiche Denkmäler und Erinnerungstafeln im Stadtbild an die Geschichte.

Ein T-34 vor dem Haus der Offiziere.

Das Foto zeigt einen sowjetsicher Panzer T 34 aus dem Zweiten Weltkrieg vor dem Haus der Offiziere. Der Veteranenverband nach wie vor einen bedeutenden Einfluss auf die (Geschichts-)Politik und staatlich geprägte Erinnerung. Das Museum des Großen Vaterländischen Krieges, eines der großen und zentralen Museen in der Stadt, transportiert diese offizielle Form des Gedenkens .

Darüber hinaus ist die Kriegserinnerung in Osteuropa ein mir vertrautes Thema und damit einer von vielen möglichen Zugängen zur Geschichte und Kultur des Landes. Die Annäherung auf diesem Wege ist, wie ich es bereits aus Russland kenne, eine gegenseitige.

Der ausdrücklichen Verantwortung der Deutschen für die unter dem Nationalsozialismus begangenen Verbrechen wird in der Regel mit Respekt begegnet. Ein klares Bekenntnis zu einer aktiven Auseinandersetzung mit der Geschichte öffnet Türen und bereitet den Boden für den Aufbau privater und geschäftlicher Beziehungen.

Goethe Institut Minsk

Zwar soll es hier um die Kultur und Geschichte Belarus gehen, aber es sei mir als Neuankömmling in einem fremden Land erlaubt, auch dem Goethe-Institut einen Besuch abzustatten. Neben den permanenten Angeboten von Sprachkursen und der Bibliothek, bietet das Institut eine Reihe von Veranstaltungen zu Themen der deutschen Literatur, Kultur und Wissenschaft. Viele der Programmpunkte in diesem Jahr standen im Zeichen des 20. Jahrestages der Deutschen Einheit. Aktuelle Infos bietet der, auf weißrussisch geschriebene, Blog .

Der Große Krieg oder der Erste Weltkrieg I

Unweit unserer Wohnung befindet sich ein Erinnerungsort, wie man ihn eher selten findet. Es handelt sich um eine gestaltete Grünanlage, die an den Ersten Weltkrieg erinnert, wie kleine Schilder an den Zugängen angeben. Mehr Informationen findet der Besucher nicht, es gibt keine Informationstafel oder einen anderen Hinweis. Angelegt wurde der Ort auf Initiative der Russischen Föderation, offenbar ohne Beteiligung der belarussischen zuständigen Stellen, wie die Vertretung des VdK in Minsk angibt. Ob es ein Zufall ist, dass der Ort gegenüber der neuen russischen Botschaft liegt? Besondere Aufmerksamkeit wird ihm jedenfalls nicht zuteil, jedenfalls ist die zentrale Stelle bisher ohne Denkmal oder Gedenkstein.

Fahrkultur

Ein hartnäckiges interkulturelles Problem ist ja bekanntlich das Autofahren. Die Kulturgrenzen sind sowohl durch so manche Landesgrenze, als auch durch Geschlechter und Generationen markiert. Vor diesem Hintergrund ist es schon schwer genug, sich auf die rauen Sitten auf den Straßen von Minsk einzulassen, wenn man überhaupt vorwärts kommen will. Den einzigen Trost bietet mir dabei immer die Gewissheit, dass es in Moskau alles noch viel schlimmer wäre (und hoffentlich noch zwei Jahre dauert, bis es hier genauso ist). Jedenfalls ist nicht allein das Fahren ein Abenteuer, sondern auch noch das Parken. Nachdem ich neulich einen (legalen!) Parkplatz erobern konnte, sah ich mich später leider als unerfahrene Ausländerin und Frau absolut überfordert, diesen auch wieder zu verlassen, ohne meine Nachbarn zu rammen. Gerettet hat mich ein milde gestimmter LKW-Fahrer, der seelenruhig auf seinem Parkplatz im fließenden Verkehr die Zeitung las. Erwärmt durch meinen Akzent und verzweifelten Augenaufschlag, hatte er ein Einsehen mit mir und rangierte kühn in wenigen Zügen den Wagen aus der Lücke, nachdem der Versuch, mich als Fahrerin in dieser heiklen Lage zu dirigieren, natürlich kläglich gescheitert war.

Servicekultur

In dieser Woche habe ich erneut die sehr positive Erfahrung einer freundlichen und kompetenten Kundenbetreuung gemacht. Es ging um Details unseres Internet-Anschlusses des Anbieters „Delovaja Set’“ in der Wohnung. Schon bei der Service-Hotline am Telefon habe ich ausführlich und in fließendem Englisch Unterstützung erhalten. Als es noch immer Probleme gab, bin ich mitsamt dem technischen Equipment in die Zentrale gefahren. Auch dort erfolgte der Service prompt, freundlich und kompetent. Als ich mich aufrichtig bedankt habe, erhielt ich die schlichte Antwort: „Gerne, das ist unser Job.“ Es mag daran liegen, dass wir in der Kundengruppe „Deutsche Botschaft“ registriert sind, allerdings habe ich diese Erfahrung in den ersten Wochen auch schon an verschiedenen anderen Stellen gemacht. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich, hilfsbereit und zuverlässig.

Museum des Buches in Minsk

Vor der Bibliothek steht eine riesige Skulptur zu Ehren von Franziskus Skarina.

Sehenswert unter den Museen der Stadt ist das „Museum des Buches“ in der Staatlichen Nationalbibliothek. Neben den Museen in Polock und Gomel ist es das jüngste der drei Buchmuseen in Belarus. Mit dem neuen Bibliotheksgebäude 2006 eröffnet, präsentiert es ausgewählte Bestände der Bibliothek sowie kleine, wechselnde Ausstellungen. Einen Eindruck bieten die 3-D-Ansicht sowie Fotos von Exponaten auf der Website der Bibliothek (über den Link „Uslugi“). Die konservatorische Ausstattung ist von hohem Niveau, so dass auch empfindliche Handschriften und Drucke gezeigt werden können, darunter eine Togarolle weißrussischer Juden aus dem 19. Jh., eine Ausgabe der „Göttlichen Komödie“ (1481), eine weitere von Martin Luther (1523) sowie verschiedene Werke des ersten Buchdruckers in Belarus, Franziskus Skarina. Dieser druckte 1517, nur wenige Jahre nach Gutenberg, die erste Bibel in einer ostslawischen Sprache (altruthenisch).