Nachtrag zu den Kalyady-Zaren

Einer Meldung der unabhängigen Nachrichtenagentur BelPan vom 15. April zufolge, sollen neben den Kalyady-Zaren weitere 17 Rituale und Traditionen aus Belarus in die UNESCO-Liste des „immateriellen kulturellen Erbes, das dringend des Schutzes bedarf“ aufgenommen werden. Die Vorschläge wurden von Seiten der Assoziation des belarussischen Ökotourismus unterbreitet. Damit verbindet sich die Hoffnung, durch die Anknüpfung an die landestypischen Sitten und Bräuche, Touristen anzusprechen, die dann auch andere Angebote des Naturtourismus in Belarus nutzen. Dieses Thema ist hier sehr aktuell und wird häufig in den Abendnachrichten aufgegriffen, wenn neue Angebote in diesem Bereich entstehen. Hinsichtlich des immateriellen Kulturerbes, so die Assoziation, komme es aber darauf an, ein Gleichgewicht zwischen den touristischen Bedürfnissen und dem Erhalt der historischen Überlieferungen zu finden.

Auf der Liste des Weltkulturerbes stehen derzeit das mittelalterliche Schloss in Mir, das Palastensemble der Radziwiłłs in Nyasvizh, der Bialowieza-Nationalpark sowie der Struve-Bogen, ein Netz von Erdvermessungspunkten in Belarus und weiteren beteiligten Staaten.

Museum des Großen Vaterländischen Krieges III

 

Die Baustelle des neuen Museums.

Gestern meldete die Nachrichtenagentur BelPan, dass am 16. April ein landesweiter Subbotnik, ein sog. freiwilliger Arbeitstag, durchgeführt wird. Dabei sollen neben allgemeinen Aufräumarbeiten auch die Denkmäler des Größen Vaterländischen Krieges von den letzten Schneeresten befreit werden. Die Erträge sollen Kindern zugute kommen, die noch immer unter den Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl leiden. Ein weiterer Teil aber, und hier eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten für alle Museen der Welt, wird dem Neubau des Museums des Großen Vaterländischen Krieges zugute kommen.

 

Dieses erhält ein aufwendiges neues Gebäude, für den die Stadt Minsk und der Staat bemerkenswert viel Geld bereitstellen. Ziel ist die Fixierung des ideologisch geprägten Geschichtsbildes in einer symbolträchtigen Architektur. 1995 ist ebendies in Moskau auf dem Verneigungshügel geschehen, an dessen Vorbild sich der Neubau unverkennbar orientiert.

 

Der geplante Neubau. Quelle: http://www.minchanka.by/rasskazy/museum.html

Für die Einrichtung der neuen Dauerausstellung muss das Museum freilich das Geld selber aufbringen. Ob dies mit entsprechenden inhaltlichen Freiheiten einher geht, bleibt abzuwarten. Die öffentlich einsehbare Konzeption lässt Zweifel aufkommen. In Gesprächen mit den Kollegen aber ist die Aufbruchstimmung zu spüren, der Wille, ein Museum auf „europäischem Niveau“ zu machen. Darin wird das Museum vom Goethe-Institut unterstützt, das eine Reihe von Seminaren zu Fragen des Museumsmanagements für die Mitarbeiter des Museums finanziert. Eine Mitarbeiterin kann für 14 Tage Einblicke in ein deutsches historisches Museum nehmen und eine Delegation des Museums hatte gerade die Gelegenheit, Berliner Museen und Kultureinrichtungen zu besuchen, um Ideen zu sammeln und sich mit den Kollegen auszutauschen. Als nächstes soll die Rolle des Museums als Ort nationaler Erinnerungskultur  auf einer Konferenz diskutiert werden, die vom 25.-27.5.2011 im Museum stattfinden wird.