In der letzten Woche hatte ich Gelegenheit, an der Verteidigung einer Doktorarbeit (hier: Kandidat der Wissenschaft) zur „Zeitgenössischen Museumslandschaft in Belarus“, teilzunehmen – Anlass, einen Blick auf die verschiedenen Studiengänge zum Kulturmanagement in Belarus zu werfen.
Da ist zum einen das Angebot „Management des Kultur- und Sozialbereichs“ an der vergleichsweise jungen Universität für Kunst Kultur in Minsk. Eben diese Hochschule bietet darüber hinaus den Studiengang „Museumswissenschaften, Konservierung und Restaurierung historisch-kultureller Objekte“ an, wo die o.g. Dissertation verteidigt wurde.
An der Staatlichen Universität kann man an der Historischen Fakultät „Museumswissenschaften und Ethnologie“ belegen, an der Humanistischen Fakultät Kulturologie oder Medienmanagement am Institut für Journalistik studieren.
Die Universität Vitebsk hat einen Studiengang «Museumswissenschaften und Erhaltung historisch-kulturellen Erbes» eingerichtet.
Einige der Studiengänge führen zum Bachelor, der hier längere Zeit in Anspruch nimmt als in den meisten westlichen Universitäten, andere sind Master-Aufbaustudiengänge, die wiederum nur ein Jahr dauern. Am Bologna-Prozess in Belarus nicht beteiligt, so dass man hier nicht von einer automatischen Anerkennung der Studienleistungen ausgehen kann. Derzeit gibt es Überlegungen auf deutscher Seite, einen neuen, eigenen Masterstudiengang „Kulturmanagement“ über zwei Jahre zusammen mit einer belarussischen Universität einzurichten.
Die erwähnte Dissertation ist übrigens erst die zweite dieser Fachrichtung. Schwerpunkt der Arbeit ist die Vermittlungsarbeit der Museen in ihren Dauerausstellungen. Leider muss man bemängeln, dass die Autorin auf einen Blick jenseits von Belarus verzichtet hat, mit der Begründung, die „vaterländische“ Museumslandschaft analysieren zu wollen. Insgesamt ist die Arbeit ein weiterer wichtiger Schritt zur Professionalisierung der hiesigen Museumslandschaft, hält aber dem wissenschaftlichen Standard der internationalen Museumswissenschaften nicht stand.
Die Verfasserin, Evgenija L. Krasnova, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Regionalmuseums Vitebsk, die erste Absolventin, Tamara A. Džumantaeva, Direktorin des Polocker Schloss- und Museumsensembles. Sie ist bei der Disputatio als eine der beiden Opponenten aufgetreten. Der zweite war Aleksandr A. Gužalovskij, Professor für Museumswissenschaften an der Staatlichen Universität (siehe oben) – die Museumswelt ist hier noch sehr überschaubar. Der Verlauf der Veranstaltung erinnerte mich ansonsten an meine eigene Verteidigung der Doktorarbeit: Vortrag der Kandidatin, Diskussion, Vorträge der Opponenten, die eigentliche Verteidigung. Das Ganze dauerte ca. 3 Stunden, alles sehr formalisiert, dafür aber auch deutlich feierlicher als ich es, zumindest an der Freien Universität Berlin, kennengelernt habe. Herzlichen Glückwunsch, Evgenija!