Ein Gespräch mit den Petersburger Sammlern Alexej und Marina Rodionov

Das Ende der Ausstellung „Künstler der Pariser Schule aus Belarus“ im Kunstmuseum bot die Gelegenheit, das Petersburger Sammlerehepaar Rodionov kennenzulernen. Sie waren angereist, um ihre Leihgaben aus der Sammlung (in diesem Falle Werke des Künstlers Robert Genin) wieder nach St. Petersburg zu bringen.

Für ausgewählte Teilnehmer veranstaltete Tatjana Bembel in der Galerie Schemeljova einen zweitägigen Workshop zum Thema „Privatsammlungen und das moderne Museum“. Dieser sollte dem Kreis Minsker Privatsammler die Möglichkeit geben, von den Erfahrungen und Kenntnissen der Rodionovs zu profitieren. Viele Solche Sammler gibt es freilich nicht in Minsk, die Szene ist überschaubar, aber durchaus rege, liquide und professionell. Dazu gehören der Vertreter für die Belange der UNESCO im Kulturministerium oder auch der ehemalige Außenminister Martinov. Auch sie waren Leihgeber für die genannte Ausstellung im Kunstmuseum. Unter den insgesamt 20 Teilnehmern waren außerdem die belarussische ICOM-Vorsitzende sowie Vertreter des Goethe-Instituts anwesend, das die Veranstaltung mit gefördert hat.

In der Galerie zeigten die Rodionovs einige Ihrer Werke von Genin sowie zwei Grafiken desselben Künstlers, die am zweiten Tag „zur Übung“ versteigert und auch verkauf wurden. Genin ist ein hierzulande über lange Zeit in Vergessenheit geratener Künstler des frühen 20. Jh. (1884 – 1943), der erst in letzter Zeit, nicht zuletzt von den Rodionovs für den russischen Markt wiederentdeckt wurde.

Die Veranstaltung verlief in einer sehr angenehmen und privaten Atmosphäre, bot den Sammlern Gelegenheit zur persönlichen Konsultation und zum allgemeinen Meinungs- und Erfahrungsaustausch.

Das Museum der belarussischen Staatlichkeit

Wer hätte das gedacht: Ich war tatsächlich drin! Bis zum letzten Moment dachte ich, die Miliz würde mich vielleicht noch abweisen, Gründe hätte es ja genug gegeben: Ausländerin und auch noch Ehefrau des deutschen Verteidigungsattachés. Außerdem hatte es wohl noch einen Rückstau im Kulturministerium gegeben, wie man munkelt, ob unsere Gruppe von Seminarteilnehmern am Goethe-Institut zugelassen werden soll, aber letztlich hat sich alles gefügt: Nach ca. vierwöchiger Prüfung unseres Antrags, hatten wir einen Termin im Präsidentenmuseum. Den wir uns freilich nicht aussuchen konnten, aber sei’s drum.

So hatten wir passend zum Abschluss unserer Seminarreihe zum Ausstellungs- und Museumsmanagement für Mitarbeiter verschiedener belarussischer Museen die Gelegenheit, das aktuell wohl am besten ausgestattete Museum des Landes zu besichtigen. Über die Hintergründe und Inhalte hatte ich hier bereits berichtet, ich beschränke mich also hier auf meine persönlichen Eindrücke.

Geführt hat uns ein junger Mann mit bleichen Gesichtszügen und stoischer Mine, der insofern meine ganze Aufmerksamkeit hatte, als er uns in verblüffenden Ähnlichkeit mit Jesus Christus gleichsam entrückt von den politischen Niederungen des Museumsgegenstandes äußerst versiert und professionell mit Hilfe des guten alten hölzernen Taktstocks UND – – – einem IPad durch die Ausstellung lotste. Damit verwies er auf herausragende Exponate in sündhaft teuren Panzervitrinen aus Deutschland und setzte wahre Wunderwerke an multimedialen Präsentationen auf neuester Technik in Gang.

Viel Technik, gesteuert durch das IPad und den hölzernen Zeigestock!

Damit ist die Faszination dieses Museums auch schon umrissen: Es ist weniger die konservativ umgesetzte Erzählung der Errungenschaften der Republik Belarus (seit 1994), als die geradezu unglaublich aufwendige Gestaltung durch Licht, Technik und Interaktion. Ganz eindeutig zielt diese Inszenierung auf Überwältigung und nicht auf Auseinandersetzung, denn von einem aktuellen Stand moderner Museumspräsentationen kann nicht die Rede sein. Die Exponate sind aneinandergereiht, zu thematischen Blöcken (Sport, Medizin, Landwirtschaft etc.) zusammengefasst und mit kurzen Bezeichnungen (immerhin auf belarussisch und englisch) versehen. Erklärungen, Geschichten und Hintergründe fehlen ganz, die einleitenden Raumtexte geben lediglich einen Überblick über die Heldentaten des Landes (= des Präsidenten) in dem jeweiligen Bereich. Diese sind durchaus nicht immer von der Hand zu weisen, es ist vielmehr, wie so oft, sehr ambivalent: Würde man die Propaganda weglassen, die Themen mutiger und pointierter präsentieren, so stellte sich sicherlich ein überwiegend positiver und sympathischer Eindruck von Belarus ein. Angesichts der gelenkten und zielgerichteten Darbietung ist man, zumal als professioneller Besucher und/oder Ausländer, jedoch leider gleich in einer Abwehrhaltung.

Zum Schluss erwartete uns noch eine ganz besondere Überraschung: Das elektronische Gästebuch. Ein solches Exemplar gibt es hierzulande nur noch einmal, nämlich im Janka-Kupala-Museum. Nur dass dieses Exemplar hier auch noch ein Gruppenfoto anfertigt und ausdruckt, das man gleich mitnehmen kann. Für seinen Eintrag hinterlässt man seinen Kommentar auf einem riesigen Bildschirm mit einem Spezialstift in Handschrift und muss sich für einen der meist kitschig gestalteten Hintergründe entscheiden. Die Beiträge der anderen lassen sich ebenfalls „durchblättern“. Viele waren es noch nicht, das Museum hat erst im Sommer letzten Jahres eröffnet, aber Ausländer waren auch schon da, darunter auch Deutsche, die im Rahmen einer Wahlbeobachtung hier waren. Einer von ihnen hinterließ einen Kommentar, dem nichts mehr hinzuzufügen ist: „Luka, Dein Museum ist geil!“

Film zum Ersten Weltkrieg

Anlässlich des 100. Jahrestages haben Russland und Belarus mit den Arbeiten für einen Film begonnen, wie aus dem Verteidigungsministerium zu hören ist (BelaPan 4.12.2012). Im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg gäbe es nur sehr wenige Filme zum Ersten Weltkrieg, wie auch zum Krieg gegen Napoleon, so der Sprecher. Mit dem Vorhaben soll eine Wissenslücke weiter gefüllt werden.

Der Spielfilm wird aus dem Unionshaushalt finanziert und soll im Sommer 2014 erstmals gezeigt werden. Geplant ist, an den Erfolg des ebenfalls gemeinsam produzierten Films über den Kampf um die Brester Festung anzuknüpfen.

Kunst und Design: Der belarussische Künstler Vladimir Tsesler

Foto: http://www.tsesler.com/photo/phototen.php

Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, zusammen mit Tatjana Bembel’ das Atelier von Vladimir Tsesler in einem Minsker Hinterhof zu besuchen. Empfangen hat uns der Künstler persönlich, der gerade zusammen mit Freunden dabei war, eine schmackhafte Fisch-Soljanka zuzubereiten. Die Wohnung betraten wir durch eine Tür mit der deutschen Aufschrift „Rauchen verboten“, und mussten uns in der verrauchten Stube erstmal orientiern. Die durchaus einladenden Gerüche der offenen Küche ließen eine große Liebe zur Kochkunst überhaupt vermuten. Auf dem rustikalen Tisch in der Mitte des Dachgeschoss-Raums standen Speck, sauer Gurken, Zwiebeln und Wodka bereit, die uns sogleich großzügig angeboten wurden. Dermaßen gestärkt, zeigte uns Tsesler seine Werke, wobei vieles zu diesem Zeitpunkt in Ausstellungen im IN- und Ausland unterwegs war.

In angenehmer, offener und gastfreundlicher Atmosphäre gab es eine bekannte Arbeit Tseslers im Wohn- und Schlafzimmer zu bewundern, das das wohl am meisten gefürchtete russische Schimpfwort des Mat in Leuchtschrift zelebriert. Darunter lief ein alter sowjetischer Kriegsfilm im Fernsehen, eine durchaus nostalgische Note in diesem Zimmer im Stil eines unverbesserlichen Junggesellen. Tsesler selbst und seine Freunde geben ein Bild gealteter Rocker ab, bei denen man zwischen Furcht und Sympathie hin- und herschwankt. Nach mehreren Wodkas spätestens aber kann man sich seinem Charme nicht mehr entziehen.

Da geht es einem wie den meisten Belarussen, bei denen der mehrfach ausgezeichnete und über die Grenzen hinaus bekannte Designer sehr beliebt ist. Häufig trifft man auf seine Werke in Form von Plakaten, bedruckten, T-Shits, Gebrauchsobjekten, Medienkunst und Postkarten. Nicht immer ist man sich darüber im Klaren, dass es sich um einen Tsesler handelt, in meinem Fall zuletzt bei einem Verkehrsschild im Freilichtmuseum Dudukti.

Zuletzt vertreten in Belarus waren seine Arbeit bei der Ausstellung „Radius Null“ und der Triennale.

Neues Internetportal zur Oral History in Belarus

Screenshot der Website

Einen großen Fundus von Lebensgeschichten und Erinnerungen zur belarussischen Geschichte bietet ein neues Webportal, das „Belarusian Oral History Archive project“.

Ziel ist es, mündliche Zeugnisse historischer Ereignisse von Zeitzeugen zu sammeln und zu bewahren, so heißt es auf der Website. Damit soll ein Beitrag geleistet werden zur “re-conceptualization of the Soviet period in the Belarusian history” sowie neue interdisziplinäre Forschung voranzutreiben.

Betreut wird das Archiv von professioinellen Historikern, Wissenschaftlern benachbarter Disziplinen und Interessierten.

Inhaltlicher Schwerpunkt ist das Gebiet des heutigen Belarus und benachbarter Regionen n der Zeit zwischen 1921 bis 1939, einschließlich der weiteren Entwicklung während und nach dem Krieg. Projektleiterin ist eine junge Historikerin, Irina Kashtaljan, die kürzlich ihre Dissertation über „Orte der Opfer des Kommunismus in Belarus“, die hier in Belarus nicht angenommen wurde, am Osteuropa-Institut der Freien Universität verteidigt hat. Sie forscht seit langem zu dem hier noch immer weitgehend tabuisierten Thema der stalinschen Repressionen. Unterstützer des Projektes sind verschiedene gesellschaftliche Initiativen, Memorial, das Institut für Slawistik der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Europäische Humanistische Universität in Vilnius.

Zur vollständigen Nutzung ist eine Registrierung nötig, auch um die Wahrung der Persönlichkeitsrechte zu achten, was hierzulande leider nicht selbstverständlich ist. Innerhalb des Archivs gibt es detaillierte Suchmöglichkeiten, man kann Publikationen im PDF-Format herunterladen und findet Links zu anderen Einrichtungen und Forschungsprojekten zum Thema Oral History.

Bis auf eine kurze Einleitung in englischer Sprache, ist das gesamte Material auf belarussisch, mit Ausnahme einiger Publikationen auf russisch. Insgesamt eine tolle, übersichtliche Seite, reiches, bisher unbekanntes Material und ein bisher wenig verbreiteter Zugang innerhalb der belarussischen Geschichtswissenschaft. Ähnliches Material ist über die Geschichtswerkstatt oder die russische Agentur „Historisches Gedächtnis“ (auch und gerade für Belarus) zu finden.

Nochmal: Die Skarina-Bibel

Foto: http://www.belmarket.by/ru/194/115/15301/%D0%9E%D0%B1%D1%8A%D0%B5%D0%B4%D0%B8%D0%BD%D1%8F%D1%8E%D1%89%D0%B8%D0%B9-%D1%8D%D0%BB%D0%B5%D0%BC%D0%B5%D0%BD%D1%82.htm

Wichtig und nötig scheint mir noch ein Annex zur Ausstellung der Skarina-Bibel aus Görlitz in Minsk im Oktober 2012. Damals wurde dieses besondere Werk im Jahr des Buches, zum 90. Jahrestag seit der Gründung der Nationalbibliothek und im Rahmen der Deutschen Woche zuerst in der Nationalbibliothek, dann im Schloss Nezvizh ausgestellt (BelaPan 4.10.2012).

Den deutsch-belarussischen Charakter, den dieses Buch auszeichnet, spiegelte auch die gemeinsame Projektrealisation durch das Kulturministerium und die Deutsche Botschaft wider. Ein Vertreter der Deutschen Botschaft nannte die Bibel ein „verbindendes Element“, das kaum zu überschätzen sei, und Franziska Skarina den Gutenberg von Belarus.

Angereist aus der Bibliothek in Görlitz, wo die Bibel seit 1527 lagert, war Matthias Wenzel, der die Bibel 2003, wie er selber sagt, im Rahmen einer Ausstellungsvorbereitung zufällig entdeckt hat. Dieses Exemplar ist das einzige in Deutschland. Es erschien zwischen 1517 und 1519 in Prag in alter belarussischer Sprache. Zuerst haben es die Experten gar nicht geglaubt, dass neben den bisher bekannten Exemplaren der Sakrina-Bibel noch ein weiteres existieren könnte. Untersucht und bestätigt hat es dann der ausgewiesene und um die belarussische Literatur verdiente Slawist Norbert Randow (vgl. seine Veröffentlichung dazu im Görlitzer Magazin 18/2005), wo der die historischen Stationen und die Geschichte der Bibel darlegt. Ergänzend dazu seinen ein Aufsatz von Peter Wenzel über „Görlitz 1945“ in demselben Heft sowie ein Text von  Jasper von Richthofen über „Kriegsverlust und Beutekunst“ am Beispiel von Görlitz in Görlitzer Magazin 23/2010 empfohlen. Mit allen Beiträgen entsteht ein rundes Bild über diese einzigartige Bibelausgabe, die nicht nur über die Verbreitung der Bibel in verschiedenen Sprachen im 16. Jh. und die Geschichte des Buchdrucks in Osteuropa erzählt, sondern über die Geschichte der deutsch-belarussischen Beziehungen.

Da die Bibel die belarussischen Sammlungen, in der sich 10 der insgesamt 260 bekannten Ausgaben befinden, gut ergänzen würde, wurde vereinbart, eine digitale Kopie für die Nationalbibliothek anzufertigen.

Bei der Eröffnung der Ausstellung sagte der damals noch amtierende belarussische Kulturminister Pawel

Latuschko: „Diese Ausstellung ist der Anfang eines internationalen Projekts zwischen Belarus und Deutschland, das seit Jahren vorbereitet wurde. Um historische und kulturelle Kostbarkeiten, die aus verschiedenen Gründen aus Belarus verschwunden waren, wieder zu gewinnen, soll eine große Arbeit geleistet werden. Außerdem ist es so, dass die gegenwärtige Gesetzgebung in einigen Staaten nicht erlaubt, einst ausgeführte oder enteignete Schätze oder Raritäten in das jeweilige Herkunftsland zurückzubringen. Deshalb sehen wir uns gezwungen, uns an Privatsammler in der ganzen Welt zu wenden, Ausstellungen zu organisieren und digitale Kopien anzufertigen. Diese Skorina-Ausstellung ist ein Beispiel für eine wenn auch indirekte Rückkehr des kulturell-historischen Erbes nach Belarus. Das Konvolut wurde von den Mitarbeitern der Nationalbibliothek bereits digitalisiert, so dass eine Kopie für immer in unserem Land bleibt“ (BelTA).

Auf den Spuren zeitgenössischer Kunst oder Sabine in Minsk

Neulich besuchte mich meine Kollegin und Freundin Sabine Hänsgen in Minsk. Seit vielen Jahren unermüdlich im Einsatz für die russische und informelle Kunst, war es an der Zeit, auch einmal die Lage in der letzten Diktatur Europas zu untersuchen. Drei Tage hatten wir zur Verfügung und sind kreuz und quer um die Kunsthäuser in Minsk gezogen. So wenig wie unsere Wege so folgen auch meine Aufzeichnungen dazu einem Konzept. Sie dienen allein dazu, einige Namen und Orte festzuhalten, die neben vielen anderen eine Rolle ind er zeitgenössischen Kunst von Belarus spielen.

Der Anlass der Reise für Sabine war ein Workshop im Goethe-Institut zu einem ihrer letzten Projekte zu dem Film „Der gewöhnliche Faschismus“ von Michael Romm. Folgerichtig haben wir daher zunächst das Filmmuseum besucht, das mich wirklich beeindruckt hat und einen Besuch auf jeden Fall wert ist. Interessante Gespräche hatten wir mit Tatjana Bembel. In „ihrer“ Galerie Shchemeljova lässt sich vielleicht ein gemeinsames Projekt realisieren; den Ausgangspunkt weiterer Überlegungen bilden die Projekte der Künstlergruppe Aspei.

Eindrücke zur zeitgenössischen Kunst in Belarus hat uns ein Gespräch mit der Direktorin des Museums für zeitgenössische Kunst, Natalja Scharangovich, gegeben. Scharangovich war zuletzt beteiligt an dem belarussischen Pavillon auf der Biennale in Venedig 2011 und dem dort präsentierten Projekt „Kodex“. Dazu liegt eine englisch-russische Broschüre vor mit einem Text über die belarussische Kunst im 20., Jh. (von Michail Borozna) sowie die zeitgenössische Kunst in Belarus (von Ekaterina Kenigsberg), die, das können wir bestätigen, in Westeuropa noch immer „ein weißer Fleck“ ist. Eine spannende Ausstellung des Museums für Zeitgenössische Kunst war zuvor nur in Moskau zu sehen gewesen, die  Ausstellung “Belart.by Junge Künstler aus Belarus” (2010) (es gibt eine dreisprachige Broschüre). Beteiligt waren 48 Künstler aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Graphik, Keramik u.a., darunter viele internationale Preisträger wie Ruslan Vaschkevich (auch Triennale 2012), Anna Tichonova (selbst Abteilungsleiterin im Museum für zeitgenössische Kunst) und Konstantin Selichanov (auch Triennale 2012). Wie im Kontext der Biennale wurde auch hier Tschernobyl als ein „wesentlicher Kulturfaktor“ in Belarus bezeichnet (so im Vorwort von Natalja Scharangovich  und Michail Borozna).

Weiterhin trafen wir Olga Rybchinskaja, Kuratorin und Expertin für die zeitgenössische Kunst in Belarus (zuletzt aktiv beim Public-Art-Projekt des Goethe-Instituts, auch aktiv als Autorin, z.B. im  Katalog „Journey to East“ mit einem Aufsatz über die zeitgenössische Kunst in Belarus). Von ihr stammt eine von zwei Ausstellungen mit junger Kunst aus Belarus im Jahr 2012, die Sonderausstellung „Belarussisches Klima“.

Wie in der im Sommer in einer alten Halle der Fabrik Horizont präsentierten Ausstellung „Radius Nulja“ konnte man hier einen Einblick in die noch immer kleine und jenseits der Landesgrenzen wenig bekannte Szene erhalten. Von ihr erfuhren wir von dem wohl einzigen Aktionskünstler in Belarus, Ales Puschkin, der im Exil lebenden Marina Napruschkina, dem Fotokünstler Alexey Shlyk oder auch Igor Savchenko.

Ein eher offiziell geprägtes Bild der zeitgenössischen Kunst des Landes, präsentierte gerade in dieser Zeit die Triennale . Sie war auch der Grund, warum wir Konstantin Selichanov nicht mehr in seinem Atelier besuchen konnten, dafür aber mehr Zeit hatten für einen nachhaltig beeindruckenden Abstecher in die Wohn- und Arbeitsdachstube von Vladimir Tselser .

Von welcher Seite auch immer man sich dem Thema nähert – es tut sich etwas im Bereich der Gegenwartskunst. Noch sind es wenige, die sich dafür interessieren, doch langsam, aber sicher erobert sie sich ihren Raum in der Gesellschaft. Davon kann man sich jederzeit in der Galerie Ŷ überzeugen, aber dorthin haben wir es am Ende leider nicht mehr geschafft. Aber Sabine kommt sicher wieder mal nach Minsk.