Auf diplomatischem Parkett
Neulich bei einem Empfang in einer Botschaft eines befreundeten Nachbarlandes. Anlass war der Tag der Streitkräfte. Wenn also das Publikum bei den Veranstaltungen des diplomatischen Korps sowieso schon getrost als konservativ bezeichnet werden kann, dann gilt das bei den Events der Militärattachéstäbe umso mehr. Diesem Befund entspricht die Gepflogenheit, dass Damen und Herren den Abend mehr oder weniger getrennt verbringen, um nur gelegentlich beim Flanieren aufeinander zu treffen und auf das Wohl des Gastgebers und seiner Streitkräfte anzustoßen.
Die vertrauten Gespräche der Damen erhielten Anregung, als sich im Laufe des Abends die Gattin des Botschafters dazu gesellte. Elegant gekleidet, mittleren Alters, edles Parfum. Im Plauderton ließ sie wissen, wie sehr sie es begrüße, dass die Damen der Militärattachés jüngst Gelegenheit hatten, sich anlässlich eines Nachmittagskaffees auf Einladung der Gattin des deutschen Attachés auszutauschen. Solche kulturellen Gesellschaften seien gar nicht zu überschätzen, – eine Bemerkung, die sie mit einem charmanten Lächeln und dem Ausdruck unerschütterlicher Überzeugung allseitiger Zustimmung begleitete. Schließlich sei unser Gastgeberland diesbezüglich noch ein wenig hinter dem Mond, nur einer der Gründe, warum sie regelmäßig in die eigene Heimatmetropole reise. Nur auf diese Weise könne man verhindern, den Anschluss an Stil und Form Europas zu verlieren. Wie recht sie hat! Ich muss unbedingt mal wieder nach Kiew fahren.