Belarus im frühen 20. Jh. in Fotos
Im Rahmen von Recherchen für ein Berliner Museum stieß ich jüngst auf eine außergewöhnliche Fotosammlung, die mir den Schlüssel zu einer Ausstellung im Historischen Museum 2011 gab. Schon damals hatte ich staunend vor den Fotos gestanden und mich gefragt, wie sie erhalten geblieben sind und wie es dem Fotografen ergangen ist. Es handelt sich um die Foto-Sammlung von Pavel Volyncevič und vereint 400 Aufnahmen aus der Zeit von 1900 bis 1962.
Gefunden, bearbeitet und recherchiert haben den Fund Vladimir Sutjagin (Fotograf), Dmitrij Serebjannikov (Sammler) und Igor Surmačevskij (Künstler und Restaurator). Neben der Ausstellung im Nationalen Historischen Museum wurden die Bilder mehrfach in Belarus gezeigt, derzeit ist die Ausstellung in Vilnius zu sehen. Unter diesem Link sind einige Fotos aus der Sammlung zu sehen.
Pavel Volyncevič lebte und arbeitete im Nordwesten des heutigen Belarus. Die Orte, in denen er und seine Familie lebten, befanden sich zeitweise unter russischer, polnischer, deutscher und sowjetischer Herrschaft. Das Foto zeigt seinen Hof in den 20er Jahren an der sowjetisch-polnischen Grenze.
Zeit seines Lebens hat er sich, seine Familie und Umgebung fotografiert. Es handelt sich um eine einzigartige Sammlung zur Alltagsgeschichte in Belarus in der ersten Hälfte des 20. Jh. Insgesamt liegen 180 Glasplattenfotos sowie weitere Fotografien aus Fotoalben vor.
Die Fotografien wurden durch Zufall von Dmitrij Serebjannikov und Igor Surmačevskij entdeckt und professionell von Vladimir Sutjagin bearbeitet. Zusammen haben sie mit Hilfe von Archiven, eigenen Recherchen und Nachforschungen die Lebensgeschichte der Familie rekonstruiert. Heute lebt in Minsk noch die Enkelin von Volyncevič, die wesentliche biographische Details ergänzen konnte.
2001 drehte ein russischer Sender einen Dokumentarfilm über die Fotos, Volyncevič und die drei Kuratoren des Projekts. Auch sind einige Beiträge in Zeitschriften und Zeitungen erschienen.