Chagall und die Pariser Schule im Kunstmuseum

Foto: http://www.artmuseum.by/ru/vyst/tek/%E2%80%9Dmark-shagal:-zhizn-i-lyubov%E2%80%9D

Wieder sind alle aus dem Häuschen. Gerade erst ist der Event des V&A-Museums verkraftet, geht es schon weiter: Das Nationale Kunstmuseum ist derzeit das Maß aller Dinge. In diesen Tagen endet die Ausstellung „Künstler der Pariser Schule aus Belarus“, noch bis zum 28. Januar ist parallel die Ausstellung  „Marc Chagall: Leben und Liebe“ aus Israel zu sehen.

Beide Ausstellungen lohnen den Besuch und haben darüber hinaus einiges Neues für Belarus zu bieten. In der Ausstellung zur Pariser Schule, so konnte ich mich bei einer Führung der Kuratorin Olga Archipova überzuegen, gab es überwiegend bisher nicht ausgestellte Werke aus der eigenen Sammlung zu sehen, darunter von Marc Chagall, Chaim Soutine, Osip Cadik, Pinchus Kremen’ und vielen weiteren hier bisher weitgehend unbekannten Landsleuten aus den 20er bis 60er Jahren des 20. Jh. Diese waren vor der Revolution nach Paris geflüchtet oder übergesiedelt. Erstmals gezeigt werden die beiden Werke, die die weißrussische Belgazprombank gekauft hat (von Chagall und Soutine) sowie zwei weitere Chagall-Grafiken, die ebenfalls die Bank gekauft, sie aber dem Museum vermacht hat. Hinzu kamen Werke aus Privatsammlungen aus Minsk und Russland  sowie dem Chagall-Museum in Vitebsk. Zu den russischen Privatsammlern gehören Marina und Aleksej Rodionov, die im Zusammenhang mit der Abholung der Werke aus Minsk in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Shchemeljova einen Workshop veranstalten.

Der Ankauf der Kunstwerke durch die Bank ist offenbar eines der ersten Beispiele für ein Sponsoring dieser Art, auch wenn man hört, dass die Bank auf höheren Wunsch gehandelt hat. Außer der Belgazprombank sammelt übrigens auch die Priorbank. Hier ist die Sammlung eigentlich nur für die eigenen Büroräume gedacht, es waren aber auch schon mal Werke im Kunstmuseum ausgestellt.

Neben den Kunstwerken gab es graphisch originell aufbereitete Informationen zu den Biographien, Fotos und Dokumente, Installationen zur Andeutung zeitgenössischer Interieurs sowie eine Filmstation mit einer eigens für die Ausstellung zusammengestellten Dokumentation und Interviews. Die Hauptsensation dürfte aber das erste und bisher einzige Museumscafé sein, das im Rahmen der Ausstellung eröffnet hat und hoffentlich jetzt zur ständigen Einrichtung wird.

Das zweit Highlight ist die Chagall –Ausstellung aus Israel. Die erste Chagall-Ausstellung in Belarus fand 1997 statt, jetzt sind aber erstmals (drei) Gemälde in Belarus zu sehen. Auch hier fällt das „Drumherum“ auf, das sonst in belarussischen Ausstellungen noch fehlt: Musik in den Räumlichkeiten, eine professionelle Gestaltung, thematische Texte, Filmstationen. Überhaupt ist man mächtig stolz auf die Ausstellung,was sich nicht zuletzt dadurch vermittelt, dass die halbe Europa-Abteilung der Dauerausstellung für die Sonderausstellung ausgeräumt wurde. Überhaupt wirkt das Museum ein wenig zerrupft trotz oder gerade wegen der vielen Highlights.