Historisch-Archäologisches Museum Grodno

Der Ausflug nach Grodno führte mich auch in das dortige Geschichtsmuseum. Es befindet sich in Teilen des Neuen und Alten Schlosses im historischen Zentrum der Stadt und beherbergt auch das Naturkundemuseum. Alles ist ein bisschen verstaubt und die so mancher Vitrine sieht man an, dass sie vor sehr langer Zeit eingerichtet wurde. Aber auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Menschen ihr Museum lieben, die Aufsichtsdamen über „ihre“ Räume vieles wissen, was man nirgends lesen kann und ihre Schätze mit Herzblut bewachen.

Das Museum wurde 1920 gegründet, als man begann, eine eigene Sammlung aufzubauen. Herausragende Exponate finden sich in der archäologischen Sammlung, die Fundstücke von Ausgrabungen aus dem 12.-15. Jh. umfasst. Außerdem lohnen sich eine intensive Betrachtung der ethnographischen Abteilung, der Numismatik und der umfangreichen Ikonensammlung. Im historischen Bereich sind die Kapitel zur Geschichte des Großfürstentums Litauen hervorzuheben, zu dessen Geschichte sich hier einige interessante Exponate finden, wie verschiedene Schriftstücke in alter belarussischer Sprache aus dem 16. Jh., Einrichtungsteile aus dem Königspalast in Grodno oder ausdruckskräftige und detailreiche Stadtansichten.

Immer wieder ein bisschen überraschend ist die hierzulande häufige Verbindung mit dem Naturkundemuseum, das aber auch hier mit viel Liebe gestaltet ist. Der Große Vaterländische Krieg nimmt hier einen überraschend kleinen Raum ein und fällt in der Ausführlichkeit seiner Darstellung gegenüber anderen Bereichen ab.

Eine eigene Website hat das Museum nicht. Informationen finden sich im Eintrag in das Museumsregister sowie hier. Außerdem gibt es eine belarussisch-englische Hochglanzbroschüre. Das ist insofern bemerkenswert, als Informationsmaterial über die Museen von den Museen selbst hier noch einen Seltenheitswert haben, insbesondere, wenn sie, wie in diesem Fall, Raumpläne, eine Ausstellungsbeschreibung und Objektfotos enthalten. Als Individualbesucher hilft das schon sehr viel weiter, denn mit Texten sieht es auch hier nicht gut aus. Neben klassischen Führungen bietet das Museum Programme für Kinder, Schulen und Familien an.