Theater gegen das Vergessen

Foto: Geschichtswerkstatt Minsk

Am 27.5.2011 fand in der Geschichtswerkstatt die Uraufführung des Theaterstücks «Без названияМинское гетто» („Ohne Titel – Minsker Ghetto“) statt. Unter der Leitung der Theaterregisseurin Anna Sulima fassten die Schauspielerinnen und Schauspieler der Theatergruppe «Театральный квадрат» („Theater quadrat“) das Grauen der Konzentrationslager in eindrucksvolle, starke Bilder.

Das Projekt ist in Kooperation mit dem Historischen Institut der Belarussischen Staatlichen Universität entstanden, an der der Leiter der Geschichtswerkstatt, Kuzma Kozak, unterrichtet. Für das Stück gewann die junge Regisseurin Studierende unterschiedlicher Fakultäten, die meisten Historiker. Für die inhaltlichen Grundlagen arbeitete Sulima mit Überlebenden des Minsker Ghettos und anderer Lager zusammen, die sich regelmäßig in der Geschichtswerkstatt treffen. Auch der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde und Verbände, Leonid Lewin, wirkte an der Realisierung mit.

Foto: Geschichtswerkstatt Minsk

Die 30 geladenen Gäste erlebten eine eindrucksvolle Inszenierung, die für die Räumlichkeiten der Geschichtswerkstatt entstanden ist. Neben Ausdruckstanz und Musik trugen die jungen Laienschauspieler Textstellen aus Erinnerungen von Überlebenden in deutscher, französischer, russischer, belarussischer, polnischer und litauischer Sprache vor. Darin kommt das zentrale Anliegen der Autorin zum Ausdruck, an alle Opfer des Holocaust aus verschiedenen Ländern zu erinnern, auch wenn, so die Künstlerin selbst, kein Theaterstück, kein künstlerischer oder anderer Ausdruck jemals in der Lage sei, die schrecklichen Erfahrungen der Betroffenen in Bilder oder Worte zu fassen. In diese Sinne entließ sie ihre sichtlich betroffenen Zuschauer mit den Worten: „Irgendwann wird es niemand mehr glauben.“