Vom Kulturminister zum Diplomaten
Erst gab es nur Gerüchte, dann war es zwar amtlich, aber noch nicht terminiert, nun ist es soweit: Der bisherige Kulturminister Pavel Latuschko wird Botschafter für Belarus in Frankreich. Damit kehrt der smarte Politiker zu seinen Wurzeln zurück. Bereits mehrere Jahre war er als Diplomat tätig, zuletzt 2000-2002 als Botschafter in Polen. Nun geht er als Chef der Botschaft nach Paris, wo er zugleich ständiger Vertreter von Belarus bei der UNESCO sein wird. Damit bleibt er der Kultur in Belarus gewissermaßen erhalten.
Denn die ist überwiegend traurig, dass er den Posten verlässt. Er sei der erste und bisher einzige Minister „von europäischem Niveau“ gewesen, meinen die einen, und er habe das spezifisch Belarussische in der Kultur gefördert (es wird offiziell und ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Latuschko der einzige hohe Beamte der Regierung sei, der belarussisch spreche!) und es zudem verstanden, Sponsoren für die Kultur zu begeistern, so die anderen. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die seinen Weggang nicht bedauern, etwa mit dem Argument, er habe die Kultur allein nach dem Kriterium persönlicher Beziehungen und Vetternwirtschaft betrieben, keine Strategie entwickelt und sei nur auf die Außenwirkung bedacht gewesen. Auch hört man, habe sich in seiner Amtszeit das Papier im Ministerium mehr als verdoppelt.
Wie subjektiv und widersprüchlich diese Eindrücke sind, zeigt der Fall von Sergej Vecher, dem letzten Direktor des Nationalen Historischen Museums, der seinen Rausschmiss Latuschko persönlich zu verdanken hat, und das, obwohl auch Vecher das spezifisch Belarussische zum Leitthema seiner Arbeit erhoben hat. Er fragt sich nun, ob er vielleicht ins Amt zurückkehren kann?!
Überhaupt gibt es auffällig wenig Artikel zum Abschied Latuschkos. Natürlich wurde allenthalben die Frage diskutiert, wer neuer Minister wird (der Favorit war Boris Svetlov, der nun auch ernannt wurde (10.12.2012)). Die Gerüchte, dass das Ministerium vielleicht als Einzelressort aufgelöst und mit dem Ministerium für Sport und Tourismus vereint werden sollte, haben sich demnach nicht bestätigt. Die schillernde Person Latuschkos bleibt bei all dem im Gespräch: Es wird schon spekuliert, ob er 2015 als Präsidentschaftskandidat gegen Lukaschenko antritt.