Zaslavl‘

Die orthodoxe und katholoische Kirche von Zaslavl'.

Ein Ausflug führte uns letztens in eine der ältesten Städte des Landes unweit von Minsk. 985 von Großfürst Vladimir gegründet, ist das verschlafene Städtchen ein Spiegel der Geschichte der Region.

Die Anlage des Marktplatzes stammt aus dem 11./12. Jh. Ende des 11. Jh. entstand die Burg, eine der frühesten Verteidigungsstrukturen auf dem Gebiet des heutigen Belarus, von der aber heute nur mehr Torfragmente zu sehen sind. Zur Erinnerung an diese Epoche veranstaltet die Stadt immer wieder Mittelalterfestivals.

Von der religiösen Geschichte des Landes zeugen die Gebäude einer katholischen und einer orthodoxen Kirche. Letztere wurde als eine der ersten protestantischen Kirchen in Belarus im 16. Jh. von Calvinisten erbaut, einer Zeit starker protestantischer Strömungen in der Region. Im 17. Jh. wurde sie der katholischen Gemeinde übergeben, Ende des Jh. zu einem Teil des neu gegründeten Dominikanerklosters. Die Kirche erfuhr später zahlreiche Umbauten. Wahrscheinlich im 17. Jh. erhielt sie den 35 m hohen Turm. 1883 ließ der russische Zar Kloster schließen, das Kirchengebäude wurde der orthodoxen Kirche übergeben. Bis 1961 war sie aktiv, seit 1977 diente sie als Museum und ist seit Ende der 90er Jahre wieder ein Gotteshaus.

Die heute katholische Kirche am Marktplatz stammt aus dem Jahr 1774 und war ursprünglich barock ausgestattet. Ende des 19. Jh. übergaben die russischen Behörden die Kirche an die orthodoxe Gemeinde, verbunden mit einigen Umbauten. Gottesdienste wurden hier bis 1941 abgehalten. Der Krieg führte zur fast völligen Zerstörung des Gebäudes. Erst Ende der 90er Jahre begannen die Restaurierungsarbeiten, zu deren Abschluss die Kirche wieder der katholischen Gemeinde übergeben wurde.

Das 20. Jh. prägt den Platz im Zentrum vor dem Gebäude der Stadtverwaltung, Hier steht noch immer eine Leninfigur und weist den Weg in die richtige Zukunft. Unmittelbar daneben kann der Besucher in der Tradition der „Helden der Arbeit“ die Portraits der verdienten Bürger der Stadt bewundern. Am anderen Ende des Platzes befindet sich das kleine Stadtmuseum. Aus professioneller Sicht ist eine Erneuerung der Ausstellung dringend nötig, aus touristischer Perspektive ist das Museum eine wahre Fundgrube und sinnliche Anregung.

Bemerkenswert ist eine Tafel an einem der Häuser am zentralen Platz. Hiermit erinnert eine Schule an ihre ehemaligen Schüler, die im Afghanistan-Krieg ums Leben gekommen sind.

Noch immer aktiv ist schließlich eine uralte Mühle. Ihre Geschichte und Funktion sowie die Lebensweise der Müller werden in einer kleinen Ausstellung erklärt, einer Dependance des Geschichts- und Kulturgeschichtlichen Museums. Erwähnenswert ist noch eine weitere Außenstelle des Museums, das „Kindermuseum der Waldmythologie“.

Nicht unerwähnt bleiben soll eine Gedenktafel zur Befreiung der Stadt durch die Partisanen, unweit der Mühle. Diese Tafel war unlängst Gegenstand in einem kritischen Artikel in der „Belarussischen Militärzeitung“ vom 12.5.2011 , in dem der Autor auf Ungenauigkeiten hingewiesen hatte – an der Tatsache, dass die Stadt von Partisanen befreit wurde, aber letztlich doch nicht zweifeln wollte.