Eine der Reithallen in Ratomka, weitere sind im Bau.
Zugegeben, nicht für jedermann ist Reiten auch Kultur und damit ein Thema für diesen Blog. Nicht so bei mir: Ich kann nicht anders, als den Reitsport, zumal die hohe Kunst der Dressur, als Kultur zu sehen. Und so habe ich mich am letzten Wochenende aufgemacht zu einem Qualifikationsturnier der Junioren im nationalen Reitsportzentrum Ratomka.
Hier schlägt das Herz des Reitsports in Belarus, hier ist der Sitz der FEI Belarus und hier befindet sich eine der drei großen, professionellen staatlichen Anlagen des Landes. In der Tat ist alles funktional auf das Training von mehr als 400 Pferden und ihren Reitern ausgerichtet. Es gibt mehrere Hallen, deren Belegung akribisch organisiert ist, eine ganze Phalanx von Trainern verschiedener Klasse für Dressur, Springen, Vielseitigkeit und den reiterlichen Anteil im Modernen Fünfkampf.
Getragen wird das Unternehmen vom Staat, er lässt hier den Nachwuchs und die Nationalmannschaften ausbilden und trainieren. Zu diesem Zweck sind eine Tierklinik und das nationale Gestüt angegliedert, die belarussische Trakehner hervorbringt. Dass dies nicht das Zuchtniveau ist, das man sich wünscht, darüber sind sich Trainer, Funktionäre und Reiter einig und so findet man auch hier zahlreiche Hannoveraner, Oldenburger und andere deutsche Warmblüter. International erfolgreich im Dressursport war bisher nur Iryna Lis für Belarus.
Das Außengelände in Ratomka, leider mit tiefem Sandboden.
Ganz allmählich löst sich der Reitsport aus der staatlichen Anbindung bzw. baut eine parallele Struktur auf. Private Anlagen entstehen, Sponsoren engagieren sich für den Sport. Von Breitensport kann hier, wie zum Beispiel auch in Russland, keine Rede sein. Was zu sowjetischen Zeiten fast ausschließlich im Rahmen nationaler Sportförderung existierte, ist heute ein Sport für die Reichen und noch immer vergleichsweise weniger Profis.