Museen

Das Stadtmuseum Kopyl

Die Direktorin führt uns durch ihr Museum.

Der Eingangsbereich des Museums erinnert mit einer kleinen Installation an die ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes, wo sich im 19. Jh. eine Lederwerkstatt befand. In drei Ausstellungsräumen zeigt das Museum mit Dokumenten, Fotos und zahlreichen Originalen die Geschichte der Region Kopyl. Ein vierter Saal ist Wechselausstellungen vorbehalten.

Unter der Leitung der Direktorin, deren lebhafte und engagierte Arbeit ich bereits auf dem Forum anlässlich des Wettbewerbs „Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Erwachsenenbildung“ am 17.12.2010 in Minsk erleben konnte. wurden zwei Räume der Dauerausstellung bereits neugestaltet. Besonders hervorzuheben sind die archäologischen Ausgrabungen vom ehemaligen Schlossberg Kopyls, darunter ein seltenes chirurgisches Messer aus dem 13. Jh. und eine Kachel aus regionaler Produktion aus dem 16. Jh.

Leider ist, wie in vielen belarussischen Museen, auch hier zu beklagen, dass es weder einführende Texte noch erklärende Objektbeschriftungen gibt. Teilweise werden Objekte einfach benannt, manchmal werden Orts- und Zeitangaben gemacht, das alles in belarussisch. In keinem Fall aber werden die Geschichten erzählt, die mit den Objekten verbunden sind. Gemäß alter sowjetischer Tradition erfährt der Besucher davon nur durch eine Führung im Museum. Auf eine individuelle Erschließung und einen selbst gewählten Rundgang der Besucher sind die Museen bisher nicht eingestellt.

Das Museum verfügt über zwei Filialen im nahe gelegenen Dorf Semezhava, wo sich das Museum für den Konstrukteur Michail Vysockij und die örtliche Webstube befinden.

Die Adresse des Museums lautet: Minskaja Oblast’, Kopyl, Pl. Lenina, 1, Tel.: 80171955820.

Öffnungszeiten: Die-So 9-18. Eine eigene Website hat das Museum bisher nicht.

Auf dem Dorf: Semezhava (Semezhevo)

Dorfplatz in Semezhava

„Einmal im Jahr schaut die Welt auf unser Dorf“, so begann der Bürgermeister von Semezhava (Minsker Oblast’) seinen Toast beim abendlichen Festessen zum orthodoxen Neujahrsfest am 13. Januar. Zusammen mit dem Vertreter der UNESCO für Belarus, der nationalen Präsidentin des Internationalen Museumsbundes ICOM sowie Vertretern des Kulturministeriums, des Bezirks Kopyl sowie den örtlichen Honoratioren waren wir zu Gast bei einer Familie des Dorfes. Es war der Abend nach dem Umzug der Kalyady-Zaren, deren Schauspiel seit 2009 auf der Liste des zu schützenden Kulturerbes der UNESO steht. Noch hat nicht die ganze Welt dieses Kulturjuwel entdeckt, so dass wir einen wunderbaren Abend in sehr persönlicher und herzlicher Atmosphäre verbracht haben. Ein sicher einmaliges Erlebnis, um Kultur und Geschichte von Belarus zu erfahren.

Die Weberei und Webschule in Semezhava.

Auf Einladung der Bezirkskulturverwaltung von Kopyl, der nächstgelegenen, größeren Ortschaft, haben wir zunächst das dortige Stadtmuseum besucht. In Semezhava hatten wir nach dem Umzug der Kalyady-Zaren die Gelegenheit, das Vysockij-Museum zu besuchen sowie die örtliche Schule für Webkunst. Hier gibt die alte Generation auf alten und mit Hilfe von EU-Mitteln angeschafften, neuen Webstühlen die verschiedenen Techniken dieses Handwerks an die junge, meist weibliche Generation weiter. Die Werkstatt gehört, ebenso wie das Museum in Kopyl und andere Einrichtungen, zur sog. „grünen Route“, einem im Rahmen des belarussischen Tourismus neu konzipierten Angebot des Ökotourismus. Sie umfasst Sehenswürdigkeiten, Kulturerbe, Erholungsorte, Naturschutzgebiete sowie Folklore-Angebote in der Region Kopyl, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad besucht werden können. Interessierte erhalten nähere Informationen beim Stadtmuseum Kopyl, das leider bisher keine eigene Website hat.

Ein Museum für Michail Stepanovich Vysockij

Michail S. Vysockij 2011

Unweit von Kopyl, südlich von Minsk, in dem Dorf Semezhava (Semezhevo) befindet sich seit 2008 ein kleines Museum für den weißrussischen „Hauptkonstrukteur des Automobilbaus“ Prof. Dr. Michail Vysockij. Dies ist ein in mehrfacher Hinsicht besonderes Museum: Zum einen erfreut sich der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete, bald 83 jährige Ingenieur durchaus noch bester Gesundheit und ist damit sicher einer der wenigen Persönlichkeiten, denen bereits zu Lebzeiten ein Museum gewidmet wird. Darüber hinaus befindet sich das Museum in seinem Geburtshaus, in dem seine Eltern bis zu ihrem Tod gelebt haben. Die Einrichtung in einem der beiden Räume mit Ofen, Tisch und Ikonenecke gibt einen Eindruck von den Lebensbedingungen, in denen Vysockij aufgewachsen ist.

Uns hat er bei unserem Besuch am Abend des Umzugs der Kalyady-Zaren durch das Dorf persönlich begleitet und lebhaft von seinen Erlebnissen und Erfindungen berichtet. Die Ausstellung, formal dem Stadtmuseum Kopyl unterstellt, spiegelt sein bewegtes Leben mit Fotos, Dokumenten, Automodellen und persönlichen Gegenständen wider: Als 18jähriger kam er aus Semezhava in die Autofabrik von Minsk, wo seine Karriere begann. Unter seiner Leitung wurde zum Beispiel die Modulkonstruktion des Autozugs MAZ-2000 „Perestroika“ entwickelt, eine der Attraktionen auf dem Pariser Autosalon 1988.

Blick in einen der beiden Ausstellungsräume

Wer’s genauer wissen will, findet Informationen auf der Seite der Minsker Autofabrik: http://www.maz.by/ und der Seite der Akademie der Wissenschaften: http://nasb.gov.by/rus/members/academicians/vysotskii.php

Geschichtswerkstatt Minsk

Ein wenig versteckt und nicht leicht zu finden liegt in der Suchaja Straße 25 in Minsk die Geschichtswerkstatt, ein deutsch-belarussisches Gemeinschaftsprojekt. Der Besuch sei all jenen empfohlen, die sich für die nicht offizielle Seite der Geschichte von Belarus im Zweiten Weltkrieg interessieren. Themen der Ausstellungen und Veranstaltungen der Geschichtswerkstatt sind das Schicksal der jüdischen Bevölkerung und des Minsker Ghettos sowie des Konzentrationslagers Malyj Trostenec.

Das Gebäude der Geschichtswerkstatt.

Das Gebäude der Geschichtswerkstatt ist eines der letzten erhalten gebliebenen Baracken des Minsker Ghettos. Damals versteckten sich hier in einem unterirdischen Versteck, einer sog. Malina, 26 Menschen für die Dauer von neun Monaten vor den deutschen Besatzungstruppen. 13 von Ihnen überlebten.

Mehr Informationen unter: http://www.ibb-d.de/geschichtswerkstatt_minsk0.html und http://ibb.by/de/education/Geschichtswerkstatt. Derzeit entsteht eine neue Website, die demnächst unter www.gwminsk.org zu finden ist.

Das Museum als Ort der Persönlichkeitsentwicklung?!

 

Abschlussveranstaltung am 21.12.2010

Erwachsenenbildung wird in Belarus noch klein geschrieben. Es gibt weder ein so dichtes Netz von Volkshochschulen, wie wir es aus Deutschland kennen, noch Fortbildungseinrichtungen oder gar Seniorenakademien. Das Bildungssystem wird vielmehr bestimmt durch die schulische Bildung, das Hochschulstudium und die Berufsausbildung. Zwar bieten zunehmend städtische und andere offizielle Bildungseinrichtungen Kurse speziell für Erwachsene an (siehe: Minsker Bezirksinstitut für Bildungsentwicklung), doch stecken diese Angebote noch in den Anfängen – ein Grund, warum sich der „Deutsche Volkshochschulverband e.V.“ in Belarus engagiert. Weiterlesen

Geschichte im Museum

Wie aktuell und wichtig Fragen der Geschichte auch für die Museen sind, hat die Abschlusspräsentation der Projekte gezeigt, dich sich an dem Wettbewerb „Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Erwachsenenbildung“ beteiligt haben. Das Forum fand am 17.12.2010 im Minsker Bezirksinstitut für Bildungsentwicklung statt, gefördert wurde das Programm vom „Deutschen Volkshochschulverband e.V.“ in Minsk. Beteiligt haben sich insgesamt acht Institutionen, neben Museen auch Bildungseinrichtungen verschiedener Bezirke in Minsk und anderer Regionen Weißrusslands sowie die Orthodoxe Kirche.

Der Motivation und den Folgen von Emigration aus der Region in die USA widmete das Heimatmuseum Kopyl im Minsker Bezirk ein Projekt. Das Vitebsker Bildungsmuseum präsentierte seine ehrgeizigen Pläne zur Gründung im kommenden Jahr. Ebenfalls eine Museumsgründung in einem ehemaligen Seminar zur Bildungsgeschichte ist in Schtschutschin in der Region Grodno vorgesehen.

Weitere Institutionen wählten unterschiedliche, thematische Schwerpunkte, wie z.B. die Bildungssituation der 40er und 50er Jahre in Minsk, Spuren der Musikgeschichte im Kreis Mogiljow oder die Entwicklung von weiblichen Wohltätigkeitsorganisationen in Belarus.

Das Forum bot den Teilnehmern neben Vorträgen über die Rolle und Funktion der Museumspädagogik für die Erwachsenenbildung (von einer Vertreterin des Staatlichen Historischen Museums, Minsk), die Entwicklung und Methoden der „oral history“ (von einer Vertreterin des Minsker Bezirksinstitut für Bildungsentwicklung) sowie die Arbeit des Volkshochschulverbandes in Belarus, die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Die vier besten Projekte präsentierten sich zudem mit kleinen Ausstellungen und Materialien im Foyer.

Museumspädagogik

Vom aktuellen Stand der Fachdiskussion zur Museumspädagogik in Belarus konnte ich mich auf einem Fortbildungsseminar in der vergangenen Woche überzeugen. Veranstaltet vom Institut für Kultur in Belarus waren ca. 40, meist junge Museumsmitarbeiter/-innen aus ganz Belarus nach Minsk gekommen, um fünf Tage über „Ort und Rolle des Museums im Kontext aktueller Bildung“ zu sprechen. Nach einführenden Vorträgen über Tendenzen und Methoden der Bildungsarbeit im Museum, stellten Mitarbeiter/-innen aus verschiedenen Museen konkrete Projekte vor, darunter die pädagogische Arbeit der „Schloss- und Parkmuseen“ in Gomel, die sich mit einer beeindruckenden Vielfalt an Angeboten auf die Zielgruppe von Kindern mit Behinderungen spezialisiert hat, ein Museumsspiel für Schüler und Jugendliche im Staatlichen Historischen Museum, ein Programm für Senioren in der Städtischen Galerie Schtschemeljowa sowie Veranstaltungen für Erwachsene zur Traditionspflege im „Staatlichen Museum der Volksarchitektur und Alltagslegen der Republik Belarus“.

Ein Blick in eine nachgebaute Hütte im Museum für Volksarchitektur.

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Museum des Großen Vaterländischen Krieges I

Das Gebäude des Museums auf dem Platz der Republik.

Mitten im Zentrum der Stadt, Am Prospekt Nezavisimosti, befindet sich das „Belarussische Staatliche Museum der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges“, wie es richtig heißt. In einer Dauer- und verschiedenen Wechselausstellungen zeigt es die offizielle Sicht auf die Geschichte des Krieges gegen das nationalsozialistische Deutschland von 1941 bis 1945. Ergänzt werden die Ausstellungen durch die Präsentation von Großgerät im Außenbereich.

Bereits 1942 erhielt eine eigens zu diesem Zweck gegründete Kommission den Auftrag, Dokumente und Materialien zum Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion sowie den eigenen Abwehrkampf zu sammeln. Auf dieser Grundlage eröffnete im November 1942 die erste Ausstellung  unter dem Titel „Belarus lebt, Belarus kämpft, Belarus war und wird sowjetisch sein“. Sie wurde in Moskau in den Räumen des Staatlichen Historischen Museums am Roten Platz gezeigt. Nach der Befreiung Weißrusslands durch die Rote Armee bildete die Ausstellung die Grundlage für das neu gegründete Museum im Haus der Gewerkschaften auf den Platz der Freiheit. Die Eröffnung für die Besucher fand am 22. Oktober 1944 statt. Seit 1966 befindet sich das Museum in dem heutigen Gebäude.

Museum des Großen Vaterländischen Krieges II

Anlässlich des 65. Jahrestages seit dem Ende des Großen Vaterländischen Krieges zeigt das Museum im Rahmen des Projekts „Die Parade des Sieges am 24.6.1945“ aktuell drei Sonderausstellungen. Zuerst eröffnete eine Präsentation über die sowjetische Gesellschaft im Krieg, danach eine Ausstellung über die die Lebensbedingungen und Aktionen der Partisanen. Seit dem 28.10.2010 ist auch die dritte Ausstellung zu sehen, die persönliche Gegenstände und erbeutete Waffen und Fahnen der Teilnehmer an der Siegesparade unter Einbeziehung von originalen Tondokumenten zeigt.

Ausstellungseröffnung am 27.10.2010

Auf den ersten Blick bieten die Ausstellungen nichts Neues auf die im Museum präsentierte Sicht des Krieges durch die Brille der sowjetischen Ideologie. Dieser Eindruck wird durch die traditionell überladene, in roten Farben gehaltene und sehr realistische Gestaltung unterstützt. Auch die Eröffnungszeremonien folgen alten Mustern, indem mit Orden beladene Veteranen die zur Anwesenheit verpflichtete Jugend auf die Heldentaten Stalins zum Sieg über die Faschisten und zur Befreiung von Belarus einschwören.

Auf den zweiten Blick jedoch zeigt sich eine differenzierte Sicht auf die Ereignisse. Weiterlesen

Museum der Geschichte der weißrussischen Literatur

Mein erster Museumsbesuch führte mich in das kleine, aber feine Staatliche Museum der belarussischen Literatur

Über meinen Besuch war man ebenso erfreut wie erstaunt, das Ticket (45 Rubel) wurde mir als einzigem Besucher erlassen und extra für mich das Licht in den Räumen eingeschaltet.

Ein Blick in die Ausstellung

Zu sehen ist seit Januar 2010 eine Ausstellung über den belarussischen Schriftsteller Vassilij Bykov (1924-2003). Sie berichtet über seine familiäre Herkunft aus der Region Vitebsk, seine künstlerische Entwicklung und die Rezeption seiner Werke im In- und Ausland durch Verfilmungen und Übersetzungen. Die Beschriftung ist in belarussisch und englisch gehalten, die Gestaltung schlicht, aber hochwertig und professionell. Mit Originaldokumente, Faksimiles, Fotos und persönlichen Gegenständen bietet die Ausstellung eine lebendige und kenntnisreiche Einführung in das Leben dieses bei uns weitgehend unbekannten Autors.

Informationen auf russisch zum Museum
Einen Einstieg in alle Literaturmuseen Weißrusslands bietet die Website: http://litmuseums.iatp.by/index_ru.html

Museum des Buches in Minsk

Vor der Bibliothek steht eine riesige Skulptur zu Ehren von Franziskus Skarina.

Sehenswert unter den Museen der Stadt ist das „Museum des Buches“ in der Staatlichen Nationalbibliothek. Neben den Museen in Polock und Gomel ist es das jüngste der drei Buchmuseen in Belarus. Mit dem neuen Bibliotheksgebäude 2006 eröffnet, präsentiert es ausgewählte Bestände der Bibliothek sowie kleine, wechselnde Ausstellungen. Einen Eindruck bieten die 3-D-Ansicht sowie Fotos von Exponaten auf der Website der Bibliothek (über den Link „Uslugi“). Die konservatorische Ausstattung ist von hohem Niveau, so dass auch empfindliche Handschriften und Drucke gezeigt werden können, darunter eine Togarolle weißrussischer Juden aus dem 19. Jh., eine Ausgabe der „Göttlichen Komödie“ (1481), eine weitere von Martin Luther (1523) sowie verschiedene Werke des ersten Buchdruckers in Belarus, Franziskus Skarina. Dieser druckte 1517, nur wenige Jahre nach Gutenberg, die erste Bibel in einer ostslawischen Sprache (altruthenisch).