Museen

Neue Broschüre zu Minsker Museen

Das Minsker Touristenzentrum hat eine neue Museumsbroschüre-2 zu den Museen der Stadt herausgebracht. Jeweils mit Foto, Angaben zu Ort und Öffnungszeiten sowie einer kurzen Inhaltsangabe kann man sich damit schell über 15 Museen informieren. Ein Stadtplan zeigt die Lage der Museen in der Stadt.

Als schier unverzeihliches Versäumnis muss man leider anmerken, dass die Websites der einzelnen Einrichtungen nicht genannt werden!

Eine vergleichbare Broschüre gibt es zu den Theatern der Stadt.

Gedenkstätte für die zerstörten Dörfer in Dalva

Unweit von Chatyn, der zentralen Gedenkstätte für die im Zweiten Weltkrieg zerstörten und verbrannten Dörfer in Belarus, befindet sich ein weiterer, kleinerer Gedenkort für die Dörfer. In dem ehemaligen, am 19.6.1944 zerstörten Dalva, gibt es ein Denkmal und ein kleines Museum.

Wie in Chatyn, zu dessen Verwaltung Dalva auch gehört, wurden auch hier die 44 Bewohner in eine Scheune gesperrt, die daraufhin abgebrannt wurde. Einer der Überlebenden initiierte die Gedenkstätte, die 1973 eröffnet wurde. Die Gestaltung der Gedenkstätte stammt von dem Bildhauer Vladimir Terebun. Insbesondere durch die angedeuteten Umrisse der ehemaligen Häuser erinnert die Konzeption stark an Chatyn, man könnte fast sagen, es handelt sich um ein Plagiat.

Das kleine Museum umfasst einen Raum und ist eher ein Gedenkraum, als eine Ausstellung. Auch hier gibt es keinerlei erklärenden Text, sondern nur eine Aneinanderreihung von Dokumenten, Fotos und Erinnerungsstücken, die im Einzelnen nicht erklärt werden. 

Lange Nacht der Museen in den Regionen

Das Museum der Stadt Mogiljov im Rathaus, Foto: http://globus.tut.by/mogilev/

Die Lange Nacht findet nicht nur in Minsk, sondern zunehmend auch in den Regionen statt. In Mogilkov zum Beispiel beteiligten sich das Museum der Geschichte der Stadt, das Regionale Heimatmuseum und das Ethnographische Museum an dem Programm am Internationalen Museumstag. Darüber berichtet das Portal für Informationen über die Regionen region.ej.by. Höhepunkt des vielfältigen Programms war um 22.00 Uhr ein Fackelzug, der viele Besucher anzog.

 

Nostalgie im Naturkundemuseum

Die Lange Nacht der Museen habe ich genutzt, mir endlich mal das Naturkundemuseum in Minsk anzusehen. Es befindet sich im Keller des Gebäudes, in dem auch das Nationale Historische Museum untergebracht ist – zum Leidwesen beider Museen. Das Historische Museum ist ja schon lange auf der Suche nach einem neuen Gebäude, um das „Staatlichen Museum für Natur und Ökologie der Republik Belarus“, wie es korrekt heißt, steht es noch schlechter. Selbst in kleinen Räumen im Untergeschoss untergebracht, träumen die Mitarbeiter ebenfalls von einem neuen und größeren Gebäude. Und das Historische Museum sieht im Auszug der Kollegen die einzige Chance, sich im derzeitigen Gebäude dauerhaft und mit der nötigen Renovierung erweitern zu können.

Der Eintritt zur Langen Nacht der Museen war frei, wie auch erstmals im Historischen Museum, übrigens im Unterschied zu allen anderen Museen, die sich daran beteiligt haben. Ein besonderes Programm hat das Naturkundemuseum nicht angeboten, aber es war, wie alle anderen Museen auch, mehr als gut besucht. Insbesondere Familien mit Kindern, aber auch viele junge Leute drängten sich vor den Vitrinen, lasen die russisch-belarussischen Beschriftungen und fotografierten sich vor den ausgestopften Tieren.

Nach all den historischen und militärischen Museen habe ich den Besuch sehr genossen! Das Museum ist klein, hat gerade mal acht mäßig große Räume, bietet keinerlei modernen Museumsservice und wirkt mit seiner Vitrinenausstellung mit mineralogischen Funden, Pflanzen und Tierpräparaten ein bisschen verstaubt. Aber es versprüht den Geist des guten, alten Museums, in dem man sich gut benimmt, die Exponate mit gebührendem Respekt betrachtet und in jedem Fall etwas dazulernt. Das habe auch ich getan, nämlich über die Welt der belarussischen Flora und Fauna, die zugleich europäisch vertraut und doch mit Bären, Wölfen, Störchen und Wisenten so einzigartig ist. Und so stand ich – wie früher in meinem Lieblingsmuseum, dem Bonner Museum König – lange vor den immer wieder faszinierenden Panoramabildern, die die lebensgroßen Tiere in ihrer natürlich nachempfundenen Umgebung zeigen und den Besucher in eine andere Welt des Museums und der Natur entführen.

Lange Nacht der Museen

Heute ist es mal wieder soweit, und das auch noch am Internationalen Museumstag: In Minsk startet die Lange Nacht der Museen mit einem vielfältigen Programm.

Spezialmuseen: Straßenbahnmuseum

Foto: http://www.photobelta.by/ru/photos?rubric_id=43&theme_id=3949&id=16374

Über die Geschichte des Straßenbahnverkehrs informiert ein Museum in einem alten Waggon. Der Wagen ist ein Geschenk aus Leningrad aus dem Jahre 1959. nach 20 Jahren im Einsatz wurde er zum Museum. Zu den Exponaten gehören der erste Arbeitskittel eines Straßenbahnfahrers, Bücher und Fotos.

 

„The uncataloged Museum“ – Ein amerikanischer Museumsblog schaut auf Minsk

Am 13. April ist unsere Seminarreihe zum Ausstellungs- und Museumsmanagement im Goethe-Institut gestartet. Die erste Sitzung hat Katrin Hieke, eine Expertin für Marketing und Tourismus im Museumsbereich bestritten. Sie ist in Bonn bei der Agentur Projekt 2508 tätig. Über ihre Erfahrungen hat sie in einem amerikanischen Museumsblog geschrieben.

 

Besucherzahlen Minsker und belarussischer/weißrussischer Museen

Angesichts einiger bevorstehender Kulturereignisse, waren die Besucherzahlen der Museen eine Meldung des Kulturministeriums wert. 2011 besuchten 5 Millionen Menschen die Museen von Belarus (zum Vergleich: 1,9 Mio waren es in den Theatern).

An der Spitze der meist besuchten Museen steht die Festung Brest mit 300.000 Besuchern, es folgt das Museumsensemble in Gomel mit 200.000. Ebenso viele Besucher zählte das Schloss Nesvizh (schon jetzt vor der Wiedereröffnung im Juni), das Schloss Mir besuchten 180.000 Interessierte. Das Nationale Kunstmuseum zählte 160.000 Besucher.

Die steigenden Zahlen bestätigen den Minister in seinem Vorhaben, den Tourismus weiter zu entwickeln. Günstig würden sich dazu die Neueröffnung des Schlosses Nesvizh im Juni erweisen, ebenso wie die Eröffnung der Michail Savitskij-Galerie und weitere Vorhaben. Die Erwähnung des „Museums der belarussischen Staatlichkeit“ in diesem Zusammenhang ist insofern interessant, als dies, so die bisherige Information, nicht für den Publikumsverkehr geöffnet sein soll. Außerdem sollen Belarussische Kulturzentren im Ausland eröffnet werden. Eines gibt es bereits in Warschau, weitere sind für Moskau.

Neues vom Museumsviertel in Minsk

Foto: http://www.profi-forex.org/news/entry1008115626.html

Eine neuerliche Meldung des Museumsdirektors Vladimir Prokopcov (BelaPan 13.4.2012) kündigt den schon länger geplanten Ausbau des Viertels rundum das Nationale Kunstmuseum für 2017 an. Demnach geht die Idee auf den Präsidenten selbst zurück.

Ziel des Ausbaus zum Museumsviertel ist die Erweiterung der Ausstellungsfläche, so dass die gesamte Sammlung des Kunstmuseums gezeigt werden kann. Bisher sind insbesondere die Bestände alter und moderner belarussischer Kunst sowie der orientalischen Kunst weitestgehend im Depot. Außerdem soll ein Besucherservicebereich mit Café und Shops entstehen.

In die Erweiterung einbezogen wird das ehemalige Wohnheim der Staatlichen Universität. Bei anderen Gebäuden, die derzeit noch mit Wohnungen belegt sind, gibt es noch Verhandlungsbedarf, ob uns wie diese in die Erweiterung mit einbezogen werden können.

Warum die Meldung gerade jetzt wieder aktuell ist, ist nicht erkennbar. Die Idee jedenfalls ist nicht neu und immer mal wieder im Gespräch.

Subbotnik für das Museum

Auch in diesem Jahr sollen die Erlöse des Frühjahr-Subbotniks, der am 21. April stattfand, wieder dem Museum der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges zugute kommen – ganze 50 % der Einnahmen sollen für den Neubau verwendet werden.

Talkshow zur Lage der Museen in Belarus/Weißrussland

Am 2.4.2012 hat sich die wöchtenliche Talkshow von Vjacheslav Bondarenko, Otkrytj format, mit der aktuellen Lage der Museen befasst. Gäste waren der Direktor des Nationalen Kunstmuseums, der Direktor des Museums der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges, die stellvertretende Leiterin der Museumsabteilung im Kulturministerium und zwei Künstler. Außerdem gab es, wie immer, Wortmeldungen aus dem Publikum, darunter vom Direktor der Gedenkstätte Chatyn, Alexander Guzhalovskij, einem führenden und kritischen Professor für Museumswissenschaften an der BGU oder Alexander Zimenko, einem freien Kurator für zeitgenössische Kunst.

Ausgangspunkt war die Einführung eines Eintrittsgeldes für den Ruhmeshügel. Es kamen aber auch andere Themen zur Sprache wie der Anstieg der Besucherzahlen, die in belarussischen Museen fehlenden Shops und Servicebereiche, Veranstaltungsprogramme und Lange Nacht, private Sammlungen sowie die Frage, warum es in Belarus eigentlich klein Open-Air-Automuseum gibt.

Interessanter als diese Frage war aus meiner Sicht die Umfrage, die während der Sendung bei den Zuschauern durchgeführt wurde. Demnach halten 83% der Belarussen Museen für einen Ort der Aufklärung, nur 17 % bringen sie mit Freizeit und Unterhaltung in Verbindung.

Insgesamt war die Sendung wenig ergiebig. Es gab kein erkennbares Konzept bzw. eine klare Fragestellung. Die Beiträge wirkten daher überwiegend beliebig, wie auch die zusammenfassende Stellungnahme von Bondarenko in seinem Blog: Angesichts der Tatsache, dass Museen lebendige Orte sein sollten, nehme die Verwaltung überhand.

Gerüchteküche aus dem Nationalen Kunstmuseum

Aus Kollegenkreisen ist zu hören, dass das Kunstmuseum das für dieses Jahr zugesagte Budget für Sonderausstellungen vom Kulturministerium nicht bzw. nicht in vollem Umfang erhält. Deshalb könne, so heißt es, keine der geplanten Ausstellungen stattfinden, mit einer Ausnahme: Der Präsentation der von der Belgazprombank neu angekauften Gemälde , die in der Zwischenzeit in Belarus sind (BelaPan 10. April) und im September im Kunstmuseum gezeigt werden sollen. Es handelt sich um die Gemälde „les Amoureux“ von Marc Chagall und “Les grands pres a Chartres” von Chaim Soutine. Es sind die ersten und bisher einzigen Werke der beiden Künstler in Belarus.

Für weiteren Unmut sorgt die Tatsache, dass auch aus Russland, genauer aus der Eremitage, eine „versprochene“ Ausstellung zu 1812 nicht nach Minsk kommen wird. Offenbar fehlt auch hierfür auf weißrussischer Seite das Geld. Und schließlich gab es (bisher freilich interne) Pläne, im Rahmen der Städtepartnerschaft Bonn-Minsk eine Ausstellung zu realisieren. Dieses Projekt wurde ebenfalls auf Eis gelegt – zum einen wegen des fehlenden Geldes, zum anderen aber auch wegen der angespannten politischen Lage, die insbesondere auch das Verhältnis zu Deutschland betreffen.

Künstler und Direktor – Vladimir Prokopcov

Foto: http://goals.by/other?escape=false&page=15

Eine weithin bekannte Persönlichkeit ist der Direktor des Nationalen Kunstmuseums, Vladimir Prokopcov. In der Zeit nach seiner Amtsübernahme als Leiter des Museums 1998 hat das Museum einen Erweiterungsbau erhalten und zahlreiche Ausstellungen realisiert. Für die Zukunft ist ein ganzes Museumsviertel rund um das Kunstmuseum gepant.  Als charismatische Persönlichkeit, häufig im Fernsehen und auf so gut wie allen kulturellen Veranstaltungen der Stadt anzutreffen, gelingt es Prokopcov, das Museum immer wieder ins Gespräch zu bringen. Er ist Professor für Kunstgeschichte, Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften und natürlich Mitglied des Künstlerverbandes. Außerdem ist er Mitglied der Nationalversammlung und damit durchaus eine politische Persönlichkeit.

Neben seiner Leitungsfunktion ist Prokopcov aber auch weiterhin noch als Künstler tätig. Zu seinen Sujets gehören Stillleben, Landschaften und Themenbildern, in denen er nicht selten selber vorkommt und die bisweilen auch in die Sammlung des Nationalen Kunstmuseums übergehen.

 Hier ein Interview mit Prokopcov aus dem Jahre 2009: http://www.pinguin.by/krupnym-planom/234-prokopzov.html

Streit um den Ruhmeshügel bei Minsk

Seit dem 20. März ist der Zutritt zu dem Gelände nur noch gegen ein Eintrittsgeld gestattet. Der Hügel, etwa 20 km von Minsk entfernt, befindet sich an der Stelle, an der sich 1944 die drei Armeekorps vereinigt haben, die Belarus von der nationalsozialistischen Besatzung befreit haben. Für die Anlage wurde Erde aus den Heldenstädten Moskau, Leningrad, Wolgograd, Sevastopol, Odessa, Kiew und aus der Brester Festung zusammengetragen, sie wurde 1969 eröffnet.

Das Eintrittsgeld beträgt 1.500 bis 3.000 Rubel (= 0,15 bis 0,30 ct.). Eingeführt hat es die Verwaltung der Gedenkstätte in Chatyn, zu der das Geländes des Ruhmeshügels seit einiger Zeit gehört, mit der Begründung, die Pflege der Anlage verursache erhebliche Kosten. Außer dem begehbaren Hügel selbst gibt es dort ein Café und Toiletten. Ein Museum oder Dokumentationszentrum ist nicht vorhanden. Zuvor war es eine Filiale des Museums der Geschichte des großen Vaterländischen Krieges. Er ist ein beliebtes Ziel für Touristengruppen.

Die Einführung des Eintrittsgeldes hat eine Debatte ausgelöst. Am vergangenen Montag (2. April) hat sich die Talkshow „Offenes Format“ von Vjacheslav Bondarenko mit dem Thema befasst.

Lewin-Ausstellung in Chatyn eröffnet

Leonid Lewin und seine Tocher Galina Lewina.

Gestern fand in der Gedenkstätte in Chatyn die Eröffnung einer kleinen Ausstellung über das Werk des bekannten Architekten Leonid Lewin statt. Die Ausstellung basiert auf einer Publikation des IBB Minsk über Lewins Gedenkstätten. Die deutsch- und russischsprachige Ausstellung wurde bereits in einigen Städten Deutschlands und an verschiedenen Orten in Belarus gezeigt, u.a. auch in der Geschichtswerkstatt.

Die Ausstellung ist wieder mal ein Beispiel dafür, wie sich das Verständnis von Sonderausstellungen und ihrer Bedeutung für ein Museum oder eine Gedenkstätte in Belarus von dem in Deutschland unterscheidet. Sie werden häufig nur sehr kurz gezeigt, gar nicht oder nur sehr kurzfristig beworben und kaum als besonderes Ereignis im Veranstaltungskalender genutzt. Die Eröffnung findet meist an einem Wochentag vormittags statt, das Programm beschränkt sich auf eine Aneinanderreihung von Grußworten. Die Räumlichkeiten selbst sind häufig für den Zweck umgestaltete Räume der Dauerausstellung, wobei sich die Gestaltung auf die Hängung beschränkt.

So war es auch in diesem Fall, und sieht man von den sicher eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten gerade der Gedenkstätte in Chatyn ab, so war es doch angesichts der Bedeutung von Leonid Lewin fast ein wenig beschämend. Es waren maximal 15 Gäste anwesend, darunter Museumsmitarbeiter, einige Studentinnen und Angehörige der Geschichtswerkstatt. Von offizieller Seite war gerade mal ein Stellvertreter der Bezirksverwaltung gekommen, dessen große Worte weder zu seiner Erscheinung noch zu der realen Unterstützung der Verwaltung für die Gedenkstätte passten. Nur gut, dass Lewin das alles nicht anficht und er, zusammen mit seiner Tochter Galina, unerschütterlich für generationenübergreifende Erinnerung, Verständigung und Versöhnung eintritt.

Direktor des Nationalen Historischen Museums Belarus von seiner Aufgabe entbunden

Leider ist es kein Aprilscherz: Seit der vergangenen Woche ist das Nationale Historische Museum ohne Direktor. Der Vertrag von Sergej Vladimirovich Vecher, der am 23.3. turnusmäßig hätte verlängert werden sollte, wurde seitens des Kulturministeriums beendet. Eine offizielle Presseerklärung gibt es bisher nicht, auf der Website des Museums ist sein Name allerdings entfernt worden.

Vecher, vor seinem Amtsantritt im Historischen Museum vor sieben Jahren Leiter des Janka-Kupala-Museums, hat das Museum mit der ihm eigenen Energie geführt, zahlreiche Ausstellungen realisiert und einen ausländischen Sponsor an das Museum gebunden. Es lässt sich nur vermuten, dass seine Eigenständigkeit letztlich der Grund für seine Entlassung sein wird. Ob und inwiefern Differenzen mit dem Kulturministerium über das kurz vor der Eröffnung stehende „Museum der belarussischen Staatlichkeit“ eine Rolle spielen, ist nicht bekannt. Als Direktor des Historischen Museums war er zuständig für die Konzeption und Realisierung dieses auf die Person des Präsidenten zugeschnittenen Museums. Viele Museumskollegen äußern sich intern immer wieder kritisch zu diesem Vorhaben.

Er kämpfte aktiv für ein neues Gebäude für das Nationale Historische Museum und engagierte sich für eine Neukonzeption gerade auch im Hinblick auf die ausländischen Gäste und Touristen hin, die im Rahmen der Eishockey-Weltmeisterschaft im Jahre 2014 zu erwarten sind.

Bis auf weiteres übernimmt nun seine Stellvertreterin die Leitungsfunktion, weitere Mitarbeiter aber haben bereits angekündigt, das Museum in dieser Situation verlassen zu wollen. Ein Nachfolger ist bisher nicht benannt. Vecher wurde die Stelle eines stellvertretenden Direktors in einem anderen Museum angeboten.

Spezialmuseen: Die Geschichte des Tennis-Sports

Tennis wird nach dem Sieg von Wiktoria Asarenka bei den Australian Open derzeit ganz groß geschrieben. Dazu passt der Plan, ein eigenes Museum zur Geschichte des Tennis in Belarus aufzubauen. Diese Idee des Direktors eines großen Tenniszentrums ist wohl schon älter, bis jetzt ist das Museum aber noch im Aufbau. Das liegt vor allem an dem Mangel an Exponaten. Alle Tennis-Fans sind aufgefordert, dem Museum Objekte zu übergeben. Bis dahin behilft sich das Museum mit Text- und Bildwänden.

Frühlingsanfang im Freilichtmuseum

Am 24. März wird im „Museum nationaler Architektur und Lebensform“ einer der ältesten belarussischen Feiertage „Rufen des Frühlings“ (Гуканне вясны) begangen. Mit Liedern, die Vogelgesang im Frühling ähneln, wird hierbei die neue Jahreszeit begrüßt. Aus Weidenzweigen wird ein Freudenfeuer entzündet, drum herum wird getanzt.

Wie auch bei anderen traditionellen Festen sind auch dieses Mal die Museumsbesucher eingeladen, an dem Ritual selber teilzunehmen. Ergänzt wird das Angebot durch Workshops, in denen die traditionellen Puppen oder Teigfiguren hergestellt werden können, Konzerte, Verkaufsstände und natürlich belarussische Küche.

Ausgrabungsfunde am Alten Schloss in Minsk

Im Zusammenhang mit Ausgrabungen des Minsker Schlosses sind im Februar antike Schmuckstücke gefunden worden. Ein besonderes Stück, das jetzt im Nationalen Historischen Museum ausgestellt wird, ist ein goldenes Armband aus dem 12.-13. Jh., das insofern selten ist, als die meisten Schmuckstücke dieser Zeit in der Region aus Silber gefertigt waren. Wahrscheinlich wurde es nicht hier gefertigt, sondern von weither nach Minsk gebracht. Diese Vermutung liegt nahe, da es keine Vergleichsstücke in Belarus gibt. Vielmehr finden sich solche Arbeiten in Skandinavien. (Quelle: Zeitschrift WHERE MINSK, Februar 2012, S. 30)

Ausgrabungen auf dem Gebiet der ehemaligen Altstadt von Minsk, entlang des heutigen Prospekt Pobeditelej, wo sich auch das Schloss befand, finden seit einigen Jahren statt. Geplant ist ein Museum zur Geschichte der Stadt.

Moderne Kunstklassiker in Belarus/Weißrussland

Lange hat sich Belarus nicht sonderlich um sein künstlerisches Erbe der Moderne bemüht. Der wohl berühmteste auf dem Gebiet von Belarus (in Vitebsk) geborene Künstler, Marc Chagall, schien seinen Landsleuten bisweilen sogar ein wenig peinlich zu sein. Jedenfalls gibt es bis jetzt außer einigen wenigen Graphiken (sie befinden sich im Marc-Chagall-Museum in Vitebsk) keine Originalwerke im Land.

Das soll sich jetzt ändern. Auf einer Auktion bei Christie’s hat die weißrussische Belgazprombank zwei Werke bekannter belarussischer Künstler gekauft: Eine Arbeit von Marc Chagall (Öl auf Leinwand, 1934) und eine von Chaim Soutine (1981), mehr ist noch nicht bekannt über den Ankauf. Die Bilder sollen im September im Nationalen Kunstmuseum ausgestellt werden. Sie werden allerdings in keine staatliche Sammlung übergehen, sondern Teil der Kunstsammlung der Bank bleiben. Diese umfasst bereits mehrere Werke weißrussischer Künstler der Pariser Schule (École de Paris) von Ende des 19. und Anfang des 20. Jh.

Soutine wurde 1893 in Smilowitschi, in der Nähe von Minsk, geboren. Eine kleine Ausstellung, die an ihn erinnert, befindet sich in seiner Heimatstadt.

Museen als Bildungsorte des 21. Jahrhunderts – Seminarreihe im Goethe-Institut

Mit dem Seminar „Zeitgeschichte in Museen“ hat am Freitag die Seminarreihe zu Fragen des Ausstellungs- und  Museumsmanagements im Goethe-Institut begonnen. Die Referentin, Dr. Irmgard Zündorf vom Zentrum für Zeithistorische Forschung (Potsdam) berichtete den 25 Teilnehmern aus verschiedenen Minsker und regionalen Museen über die Erinnerungslandschaft in Deutschland und wie diese sich in Diskursen (z.B. über die Gedenkstättenkonzeption) und Museen widerspiegelt.

Die komplexen Strukturen in Deutschland zwischen Föderalismus und Bund sowie Aufarbeitung der NS- und DDR-Vergangenheit riefen zunächst viele Nachfragen hervor. In den teilweise sehr lebhaften Diskussionen und Gruppenarbeitsphasen entstanden dann aber sehr differenzierte Entwürfe für die Situation im eigenen Land mit sehr konkreten Vorschlägen, wie zum Beispiel der Stärkung regionaler Strukturen gerade im Kulturbereich, wie es in letzter Zeit schon ansatzweise zu beobachten ist.

Die Veranstaltung konnte das Bewusstsein dafür schärfen, dass es zeitgeschichtliche Museen im deutschen Sinne in Belarus gar nicht gibt, sondern allenfalls temporäre Ausstellungen zu einzelnen Aspekten der jüngsten Geschichte. Der Hinweis auf die eine, hochaktuelle Ausnahme, das „Museum der belarussischen Staatlichkeit“ (dessen Eröffnung unmittelbar bevorsteht), das keiner kennt und bis auf weiteres auch keiner besuchen darf, machte die dafür verantwortlichen kultur- und geschichtspolitischen Verantwortlichkeiten einmal mehr deutlich. Überhaupt verlief die Diskussion sehr offen, mit viel Humor und Kreativität. So wurden als neue zeithistorische Museen im Falle völliger Planungsfreiheit folgende Ausstellungen vorgeschlagen: Ein Museum der Geschichte der Republik Belarus, in dem die leeren Regale und Schlangen vor den Wodkaregalen Anfang der 90er Jahre gezeigt werden könnten, um die aktuelle Situation umso heller erstrahlen zu lassen, ein Museum der Biographien, das den individuellen Umgang mit der jüngsten Entwicklung exemplarisch dokumentieren würde, ein Museum der BSSR mit einem ähnlich nostalgischen Konzept wie die privaten DDR-Museen in Deutschland, ein Museum des gegenwärtigen belarussischen Films, das ohne Objekte auskommen müsste, da die Requisiten regelmäßig im Auftrag privater Sammler aus den Filmstudios gestohlen würden oder ein Museum des Schmuggels, das den eigentlich wahren Kern der belarussischen Identität dokumentieren würde, da das Land seit jeher als Transitgebiet zwischen den übermächtigen Nachbarn fungiere.

Das nächste Seminar wird sich am 13. April mit strategischem Marketing und Tourismus beschäftigen.

Museumszeitschrift

Zu den wenigen museumswissenschaftlichen Publikationen in Belarus gehört die vom Nationalen Historischen Museum herausgegebene Zeitschrift „Muzejny Vesnik“ (Музейны Веснiк). 2003 gegründet, erscheint das Journal unregelmäßig. Finanziert wird es, wie andere Projekte des Museums auch, mit Sponsorenmitteln. Der bisher letzte 5. Band ist 2011 erschienen und gibt die Beiträge des Runden Tisches anlässlich des 130. Geburtstages von I. Luckevich wider. Auf ihn geht das erste belarussische Museum in den 20er Jahren des 20. Jh. zurück, über dessen Geschichte sich sechs Artikel in dem Heft finden.

Weitere Artikel widmen sich Einzelfragen aus den Sammlungsgebieten des Museums und Themen von Sonderausstellungen, darunter die Vorstellung der wissenschaftlichen Konzeption des neuen „Museums der belarussischen Staatlichkeit“. Dieses Museum wird als Teilprojekt des Historischen Museums konzipiert und ist so geheim, dass nicht mal der Eröffnungstermin bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine Ausstellung, die, so kann man wohl vermuten, sich dem Leben und Werk des Präsidenten widmet. Öffentlich zugänglich wird es nicht sein.

Den Autoren ist es überlassen, ob sie in russisch oder belarussisch publizieren, doch sind die weitaus meisten Texte nur in belarussischer Sprache verfügbar. Am Ende jedes Heftes gibt es kurze englischsprachige Zusammenfassungen aller Beiträge. Außerdem findet sich am Ende jeweils eine Übersicht über die Ausstellungen im Historischen Museum in den letzten Jahren, eine Übersicht über wissenschaftliche Beiträge auf Konferenzen von Mitarbeitern des Museums, eine Publikationsliste sowie ein Namensregister.

Sponsoring im Nationalen Historischen Museum

Als eines der wenigen Museen in Belarus ist es dem Historischen Museum gelungen, für einige Jahre einen Sponsor an sich zu binden (Japan Tobacco International (JTI). Mit ihm konnten bereits diverse Projekte realisiert werden, darunter die neue Website, der Ankauf von Objekten und die Herausgabe u.a. eines Highlight-Katalogs.

Letzterer ist das, was in den meisten belarussischen Museen fehlt: Eine überschaubare und doch attraktive Veröffentlichung zu den Sammlungen. In fast keinem der Museen gibt es aktuelles Faltblatt oder eine Broschüre, die der Besucher als Andenken erwerben kann, von sonstigen Merchandising-Produkten ganz zu schweigen. Dieser kleine, aber feine Katalog ist hochwertig produziert, zeigt viele Farbfotos und hat eine belarussische, russische und englische Einleitung.

Neues aus dem Museum der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges

Ein Detail aus dem besprochenen Museumsraum.

Noch immer ist die Eröffnung des neuen Museums für Sommer 2013 geplant. Man glaubt es kaum, wenn man den Stand der Vorbereitungen sieht, aber so ist es ja bekanntlich immer: Vorne spricht der Präsident und hinten wird gehämmert. Auch hier wird es nicht anders sein und angesichts der vielen Hindernissen bei dieser Neukonzeption geht die Arbeit gut voran.

Davon konnte ich mich gestern bei einem Workshop im Museum zur Präsentation und Analyse des Raums „Der Kriegsanfang: Die Verteidigungskämpfe der Roten Armee 1941-1942“. Im Zentrum der 400 qm stehen hier die ersten Kampfhandlungen auf dem Gebiet von Belarus bis zum Abschluss der Schlacht um Moskau. Die verantwortliche Wissenschaftlerin stellte mit Unterstützung einer Computeranimation nochmals die Architektur des neuen Museums vor. Anschließend erläuterte sie das aktuelle Raumkonzept, Schlüsselexponate und den geplanten Medieneinsatz (einschließlich hochmoderner FogScreens aus Russland) sowie eine museumspädagogische Station in Anwesenheit der polnischen Gestalterfirma. Als Kommentatoren traten mehrere Historiker auf (u.a. Vladimir Ivanovich Kuzmenko vom Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften) , aber auch zwei Vertreterinnen des Museums für zeitgenössische Geschichte, Moskau. Als „europäische Expertin“ durfte ich auch meinen Kommentar abgeben – was wieder eines der vielen Paradoxa ist: Im Lichte der aktuellen politsichen Spannungen ist es um so erstaunlicher, dass eine deutsche Historikerin zur Neukonzeptin gerade dieses Museums eingeladen und gehört wird.

Nimmt man die aktuelle Version des Konzeptes aus wissenschaftlicher Sicht in den Blick, dann fällt zunächst auf, dass sich die Auswahl der Themen und ihre Ausarbeitung fast ausschließlich auf die (bela-)russische Geschichtswissenschaft stützen. Damit bleiben einige Themen nach wie vor ausgeklammert. Hinzu kommt die noch immer traditionell sowjetischen Militärlastigkeit der Darstellung. Schaut man von der museumswissenschaftlichen Seite, so ist die Ausstellung überladen, Leitexponate (noch) nicht erkennbar und in ihrer Gestaltung trotz vieler Medien recht konservativ.

Dieser Befund überrascht mich nach meiner Zusammenarbeit mit dem Museum nicht, sowohl der geschichtspolitische Rahmen als auch die Austauschmöglichkeiten mit Vertretern internationaler Museen sind eingeschränkt. Berücksichtigt man diese Umstände, so ist das Konzept gerade zu modern und weist deutlich über die aktuelle Ausstellung hinaus.

Überrascht waren aber die russischen Kolleginnen, die diese Argumente gar nicht gelten lassen wollten. Seien doch die Minsker Kollegen mehrfach und regelmäßig in Moskau gewesen, wo sie nicht nur mit verschiedenen Museen beraten hätten, sondern auch all die modernen Museen und Ausstellung hätten ansehen können, die mittlerweile Standards setzten. Offenbar läge es weniger an den Möglichkeiten, als an den Fähigkeiten der Minsker Museumsleute, dass hier ein „erstaunlich sowjetisches Museum nach alten Mustern“ entstehe.

Konkret kommentierten die Moskauer die zu große Menge an Exponaten, fehlende Themen und Perspektiven wie die der Zivilbevölkerung oder des Alltagslebens der Soldaten, das bisher nicht erkennbare Narrativ der Darstellung, den fehlenden Aktualitätsbezug des Krieges zur heutigen belarussischen Gesellschaft u.a. Hier merkten sie übrigens selbstkritisch an, dass im Falle des Minsker Museums dasselbe zu befürchten sei, wie im Falle des Museums der Verteidigung Moskaus: Es sei leider nicht, wie erhofft, zu dem zentralen Erinnerungsort für die heldenhaften Leistungen der Moskauer im Krieg geworden, weil es einfach „kein gutes Museum“ sei. Harter Tobak!

Ausstellung im Kunstmuseum

Foto: http://www.artmuseum.by/

Seit einer Woche ist im Nationalen Kunstmuseum ein Gemälde aus Litauen zu sehen, das aus mehreren Gründen seine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es handelt sich um ein Portrait von Vaitiekus Puslovskis (1762-1833) von dem Maler Valentinas Vankavicius/Valentin Vankovič.

Der Portraitierte rückt das Großfürstentum Litauen ins Zentrum der Aufmerksamkeit, zu dessen einflussreichsten Persönlichkeiten Puslovskis im 18. Jahrhundert gehörte. Für Polen, Litauen und Belarus ist es gleichermaßen ein Bezugspunkt nationaler Vergangenheit. Für Belarus ist es zudem ein politisches Bekenntnis, bei der offiziell verordneten Nähe zu Russland eigene Wurzeln auch und gerade in Mitteleuropa und westlicher Kultur zu suchen. Das transnational Verbindende dieses Erbes war somit auch der Tenor aller Reden auf der Eröffnung der Ausstellung.

Der Person des Malers führt indes weiter in die Tiefen und Untiefen der regional verbindenden Geschichte. Wie viele andere Persönlichkeiten des Großfürstentums wird auch Vankovič von Polen und Belarus in derselben Weise als nationaler Maler reklamiert. Belarus tut dies mit einem eigenen Museum, in dem sich freilich kein einziges Original des Malers befindet. Die Arbeiten Vankovičs sind wiederum in Polen und Litauen zu finden, so dass es nun umso wichtiger für Belarus ist, wenigstens vorübergehend ein Original des Malers ausstellen zu können. Die Situation ist symptomatisch für viele Teile des kulturellen Erbes: Es lässt sich schlicht nicht einer Nation in den heutigen Grenzen zuordnen.

Foto: http://www.artmuseum.by/

Schließlich sind die mit der Ausstellung verbundenen Slutzker Gürtel oder Schärpen der Erwähnung wert. Aus der Sammlung des Litauischen Kunstmuseums sind neben dem Gemälde vier dieser wertvollen Textilien nach Minsk gekommen und erinnern damit an die Ausstellung von 2008-2010, als in Minsk die Sammlung von Schärpen gezeigt wurde, die sich heute im Historischen Museum in Moskau befindet. Bei den Schärpen handelt es sich um eine Laibbinde, die als Gürtel zur traditionellen Kleidung weißrussischer, polnischer und litauischer Adliger zwischen dem 16. und frühen 19. Jahrhundert gehörte und auf den Reichtum ihres Trägers schließen ließ. Für die Kulturgeschichte der Region sind sie von großem Wert, was offenbar auch den Präsidenten bewogen hat, an höchster Stelle darüber zu informieren.

In Minsk und Belarus sind nur noch zwei Slutzker Gürtel vorhanden, sie befinden sich in der Sammlung des Kunstmuseums. Einst gab es eine bedeutende Sammlung von 40 Gürteln, die allerdings im Krieg verloren gin. Genaueres ist nicht bekannt, und gerade deshalb ist das Kunstmuseum an Forschungen zum Verbleib der Sammlung und sogar an einer konkreten Suche interessiert.

Neues aus dem Nationalen Historischen Museum

Das aktuelle Gebäude des Museums. Foto: http://images.yandex.by/

Um das Nationale Historische Museum Weißrusslands/Belarus’ steht es nicht gut. Das ist nichts Neues, aber nun gibt es eine weitere schlechte Nachricht: Das neue Gebäude in der Frunze Straße 19 im Stadtzentrum, in das das Museum mitsamt seinen Sammlungen in naher Zukunft hätte umziehen sollen, um dort endlich Platz für eine neue Dauerausstellung zu haben, wurde einer neuen Bestimmung zugeführt. In Zukunft soll es nicht das Historische Museum, sondern das erst kürzlich ins Leben gerufene Komitee für Aufklärung beherbergen.

Seit langem schon ist das Historische Museum auf der Suche nach einer Lösung für die zahlreichen Herausforderungen. An vorderster Stelle steht dabei der Bedarf an mehr Raum, sowohl für die Ausstellung als auch für die Sammlung. Der Umzug in das renovierte Gebäude hätte diese Probleme lösen können. Eine Alternative wurde dem Museum bisher nicht angeboten.

Eine Alternative ist der Umbau des jetzigen Gebäudes in der Karl-Marx-Straße. Um genug Platz und museumsgerechte Bedingungen für das Historische Museum zu schaffen, müsste das Gebäude grundsaniert und ein neuer Ort für das derzeit ebenfalls im Gebäude untergebrachte Naturkundemuseum gefunden werden. Doch ist weder Geld für den Umbau vorhanden, noch gibt es ein geeignetes Gebäude für das Naturkundemuseum.

Foto: http://images.yandex.by/

Das Museum des Großen Vaterländischen Krieges und die Wirtschaftskrise

Der Neubau des „Museums des Großen Vaterländischen Krieges“ am Obelisken Minsk Heldenstadt geht voran, trotz Wirtschaftskrise und chronischem Staatsdefizit. Probleme gibt es derzeit mit dem alten Gebäude bzw. der dort gelagerten Sammlung. Diese kann aufgrund der Stadtplanung der Behörden dort nicht bis zum Umzug in das neue Gebäude bleiben, das 2013 eröffnet werden soll. Der Plan sieht vor, dass die Sammlung in einem anderen Gebäude zwischengelagert werden soll, damit das alte Gebäude am Oktoberplatz in der Stadtmitte noch vor Juli 2012 abgerissen werden kann. An seiner Stelle soll ein 5-Sterne Hotels entstehen, das bereits bis zur Hälfte gebaut ist. Der zweite Teil kann nun nicht begonnen werden, da es bisher kein Gebäude gibt, in das das Museum mitsamt seiner Sammlung umziehen kann. Offenbar betreffen die Folgen  dieser Planänderung aber bisher nicht das Museum, sondern das Hotel. Demnach ist dieses Bauvorhaben eines von mehreren Projekten mit internationaler Beteiligung, die nicht in der geplanten Weise realisiert werden, sondern den veränderten Umständen angepasst werden müssen. Demnach wird das Museum vorerst an alter Stelle bleiben.

Besucherzahlen in Minsker (und anderen weißrussischen) Museen

Tiefe Einblicke in die Besucherzahlen und –statistik der belarussischen Museen gibt eine Äußerung des Kulturministers vor einigen Tagen. Demnach erreichen die meisten Museen die angestrebte Besucherzahl nur dadurch, dass sie einer großen Anzahl der Besucher freien Eintritt gewähren. Dies sei verständlich bei Museen wie der Brester Festung, so Latuschko, deren 340.000 Besucher im Jahr sich zur Hälfte aus Besuchern von Veranstaltungen zusammensetzten. Unverständlich sei dagegen, dass zum Beispiel das Nationale Kunstmuseum nur 97.000 zahlende Besucher aufweisen könnte, obwohl es eine der bedeutendsten Sammlungen des Landes beherberge.

Übersehen hat der Minister dabei offenbar, dass die Besucherzahlen vorgegeben werden, was dazu führt, dass Schulklassen und Armeetruppen mehrfach in eine Ausstellung abkommandiert werden, damit die angestrebten Zahlen erreicht werden. Von knappen Budgets, die eine zielgruppengerechte Vermittlungsarbeit oder gar Marketing ermöglichen, ganz zu schweigen.

Ebenfalls unzufrieden war der Minister damit, dass kein einziges Nationalmuseum im Jahre 2011 eine Ausstellung im Ausland veranstaltet habe.

Seminare zum Ausstellungs- und Museumsmanagement

Auch in diesem Jahr wird es wieder eine Reihe von Veranstaltungen für Mitarbeiter/-innen von weißrussischen Museen am Goethe-Institut geben. Anders als im letzten Jahr wird eine regelmäßig tagende Arbeitsgruppe zusammenkommen, die sich aus einem festen Teilnehmerkreis zusammensetzt. Die Museumsfachleute erhalten am Ende ein Zertifikat über ihre Teilnahme, ausgestellt vom Goethe-Institut, ICOM und Tradicia History Service. Darüber hinaus finden zwei mehrtägige Workshops zur Vertiefung einzelner Themen statt.

Der Ausschreibungstext zur Bewerbung um die Teilnahme ist ab heute in deutscher, russischer und belarussischer Sprache auf der Website des Goethe-Instituts zu finden.

Außerdem habe ich in der vergangenen Woche mit meinem „Speckurs“ zum Thema Ausstellungsmanagement an der Historischen Fakultät am Lehrstuhl für Museumswissenschaften der Staatlichen Universität begonnen. Eine durchaus lohnende Erfahrung: Die Studierenden sind engagiert und saugen den Stoff praktisch auf, zur Bearbeitung von Texten, Websites etc. kann ich auf deutsche, englische und französische Sprachkenntnisse zurückgreifen, die Technik (Beamer, WiFi) hat bis jetzt einwandfrei funktioniert.

Weniger erfreulich sind das Honorar (10.0000 Rubel (ca. 1 €) pro Stunde), nur mäßig geheizte Räumlichkeiten mit zwar vielen PCs, dafür aber keiner Tafel, einer Flipchart o.ä., die nicht vorhandene Fachliteratur für einen Handapparat und die Organisation seitens der Uni. Dafür ist es umso erstaunlicher, dass sich aber auch inhaltlich niemand um mich kümmert, sprich: ich bin vollkommen frei in der Wahl meiner Seminarinhalte und Beispiele, incl. uneingeschränktem Zugang zum Internet. Auch hier also wieder die so oft zu beobachtende Ambivalenz: Ein insgesamt zu niedriges Niveau, nicht nachvollziehbare Strukturen und vor allem die eingeschränkte Freiheit zu Forschung und Lehre behindern den Beitritt des Landes zum Bologna-Prozess. Eine Kontrolle oder Aufsicht ausländischer Referenten, so jedenfalls meine eigene Erfahrung, findet offenbar nicht systematisch statt.

Museum für Flugzeugtechnik

Foto: http://aircraft-museum.ucoz.ru/index/o_muzee/0-4

Nicht gerade mein Spezialgebiet, aber Museum ist eben Museum, also habe ich mir auch dieses angesehen. Das erste Museum dieser Art in Belarus unter freiem Himmel befindet sich seit 2009 in Borovaja (Minsker Gebiet). Zu sehen ist eine stattliche Anzahl von Fluggeräten aus unterschiedlichen Zeiten, darunter viele Modelle, die man aus Zeiten des Kalten Krieges nur aus Büchern und Filmen kennt. Eine erklärende Ausstellung gibt es nicht, insofern handelt es sich wohl mehr um einen Erlebnispark als um ein Museum. Dazu passt das Angebot, in die Flugzeuge hineinzugehen, auch besteht die Möglichkeit eines Hubschrauber-Rundflugs. Wer es dann doch genauer wissen will, wird auf der (übersichtlichen, wenn auch etwas überladenen) Website fündig. Sie bietet Informationen, die man vor Ort vermisst, wie z.B. eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Exponate.

Hilfreich zum Einstieg in die Geschichte der Erinnerung der Luftfahrtgeschichte in Belarus ist eine Übersicht über Denkmäler zur Flugzeuggeschichte mit Fotos und weiteren Erläuterungen. Offenbar gibt es aber eine Fangemeinde, davon zeugt jedenfalls das aktive Forum auf der Seite.

Besuch der Militärattachés im Museum am 18.11.2012. Foto: http://aircraft-museum.ucoz.ru/

Die Museumslandschaft in Belarus …

… ist vielfältig und birgt viele Überraschungen in einem politischen System, in dem man wenig Spielräume vermutet. Mehr noch als die Museen selbst profitieren die Museumsmitarbeiter noch immer von der Aufbruchstimmung der frühen 90er Jahre. Was fehlt, sind internationale Kontakte und die Entwicklukng von Qualitätsstandards.

Eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation, aktueller Tendenzen und Herausforderungen habe ich für die aktuelle Ausgabe der „Belarus-Analysen“ der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität in Bremen zusammengestellt, ergänzt von statistischen Angaben zur lage der Museen, die vom Institut für Belarussische Kultur stammen. Zum vollständigen Text geht es hier.

Greifbare Geschichte im Historischen Museum

Foto: http://en.belapan.com/archive/2011/10/26/en_media_vitaut/

Die Rekonstruktionen zweier historischer Figuren sind seit dem 24. Oktober im Nationalen Historischen Museum zu sehen: Großfürst Vytautas und der polnische König Jagiello. Die Figuren sind lebensgroß und wurden nach Abbildungen in historischen Quellen hergestellt. In Gesichtszügen und Kleidung, so das Museum, entsprechen sie dem historischen Vorbild möglichst nah. Genaueres ist hier nachzulesen.

Beide Figuren sind zentrale Persönlichkeiten der nationalen Geschichte, so der Direktor des Museums bei der Eröffnung. Unter Vytautas (1350-1430) gelangte der litauisch-polnisch-weißrussische Staat zu seiner größten Macht und Ausdehnung. Zusammen mit dem polnischen König Jagiello (1348?-1434) befehligte er die Armee in der Schlacht von Tannenberg (hierzulande „Grünwald“) 1410, in der der Deutsche Orden eine schwere Niederlage gegen das Großfürstentum Litauen und das Königreich Polen erlitt.

Beide Figuren sollen demnächst im Zentrum einer Sonderausstellung stehen.

Die Herstellung und Präsentation der Figuren ist übrigens nicht etwa der belarussischen Regierung, sondern Japan Tobacco International (JTI) zu verdanken. Das japanische Tabakunternehmen hat auch die neue Website des Museums, jetzt auf russisch und belarussisch, ermöglicht. Hier ein Video der Enthüllung der Figuren am 24. Oktober:

http://en.belapan.com/archive/2011/10/26/en_media_vitaut/ (Foto und Video)

Ein Museum des ganzes Landes

http://news.tut.by/culture/253266.html (12.10.2011)

Wieder mal muss die Bevölkerung ran, dieses Mal bei der Finanzierung des neuen Gebäudes des Museums der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges. Zwei Etagen sind schon gebaut, die Eröffnung ist für 2013 geplant. Nun kann sich die Regierung die Finanzierung wegen der Wirtschaftskrise wohl nicht mehr in vollem Umfang leisten, aufgrund der ideologischen Bedeutung des Vorhabens kann es aber auch nicht gestrichen werden. Also setzt man verstärkt auf die Spendenbereitschaft der Belarussen. Ein öffentliches Konto gibt es schon seit Jahren. Nur leider haben sich da bisher nur 400 Mio. Rubel, also 52.000 € eingefunden. Insgesamt sind die Kosten allein für den Bau mit 160-170 Milliarden Rubel (ca. 22 Mio. €) veranschlagt. Eigentlich eine vergleichsweise kleine Summe für ein großes, modernes Museumsgebäude, wie man gerade in diesen Tagen im Vergleich zum Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, das am Freitag eröffnet wird, feststellen kann. Hier waren es über 60 Mio. (allerdings mit Innenausbau).

http://news.tut.by/culture/253266.html (12.10.2011)

Wieder mal gibt es also eine Fernsehkampagne, die auf das „Gemüt der Weltkriegserinnerung drückt“ (so TUT.BY) und Geld für das Museum generieren soll. Bereits ein Teil der Erlöse des Subbotniks, des zwangsweisen Arbeitssamstags in diesem Frühjahr, wurde für das Museum abgezweigt. Die erneute Initiative, für das Museum Geld zu sammeln, wird daher eher missmutig von den Medien aufgenommen. TUT.BY schreibt, ähnlich bei damals bei der Nationalbibliothek, nähmen die Aufrufe zu Spenden der gesamten Bevölkerung schon einen „zwanghaften Charakter“ an.

Das jetzige Gebäude des Museums aus dem Jahren 1964 wurde übrigens aus der Liste der zu schützenden Gebäude gestrichen, weil dort ein Hotel anlässlich der Eishockey-Weltmeisterschaft 2014 entstehen soll. Ein Teil der Finanzierung des neuen Gebäudes, so heißt es aus Museumskreisen, kommt aus Mitteln, die die Hotelkette Kempinksi zahlen muss, um an diesem Platz bauen zu können.

Institut für Belarussische Kultur

Hierbei handelt es sich um die erste belarussische Kultureinrichtung, gegründet in den 20er Jahren des 20. Jh. in einer Zeit, als die belarussischen Gebiete im Westen zu Polen, im Osten zur Belarussischen Sozialistischen Sowjetrepublik (BSSR) gehörten. Während sich in Polen aus unterschiedlichen Gründen keine eigene weißrussische Bewegung entwickelte, treib die Sowjetunion nach der Teilung der weißrussischen Gebiete durch den Friedensvertrag von Riga 1921 in ihrem Landesteil zunächst eine „Weißrussifizierung“ voran. In diesem Zusammenhang kam es zur Gründung des Instituts in Minsk, das von 1922 bis 1928 Bestand hatte. Zu seinen Aufgaben gehörte die Forschung in den Bereichen Geschichte, Archäologie, Linguistik, Literaturwissenschaft und Ethnographie.

1928 wurde das Institut aufgelöst und bildete eine der Grundsteine für die in diesem Jahr gegründete Akademie der Wissenschaften. Die Abwicklung des Instituts ist im Zusammenhang mit der zunehmenden Einschränkung einer eigenständigen belarussischen Nationalbewegung zugunsten einer zunehmenden Ideologisierung des gesamten Kulturbereichs zu sehen.

Zwischen 1991 und 2008 wurde es unter dem Namen „Institut für die Probleme der Kultur“ erneut ins Leben gerufen. 2008 schließlich wurde es unter dem alten Namen Teil der Belarussischen Staatlichen Universität für Kultur. Sein Aufgabenspektrum hat sich damit erheblich erweitert: Neben aus- und Weiterbildung im Kulturbereich (auch für Museen), ist die Einrichtung zuständig für Fragen des materiellen und immateriellen Kulturerbes, wissenschaftliche Fragen der Kulturgüterrückführung sowie wissenschaftliche Forschung in allen Bereichen der Kultur.

Die Schlossmuseen in Mir und Nesvizh

Schloss Nesvizh

Anlässlich der bevorstehenden Eröffnung der historischen Räumlichkeiten in Schloss Nesvizh in diesem Herbst, möchte ich einen Blick in die bisherige Ausstellung sowie diejenige in Schloss Mir werfen. Beide Schlösser sind Vorzeigeprojekte des belarussischen Tourismus und werden als solche gehegt und gepflegt. Beide stehen auf der Liste des Weltkulturerbes in Belarus.

Sowohl Nesvizh als auch Mir sind eng mit der Geschichte der Radziwills verbunden, deren Kulturschaffen und Mäzenatentum diese Region bis heute prägt. Während die Ausstellung in Mir bereits im letzten Jahr ihre Pforten für das Publikum eröffnete, wird dies in Nesvizh nach Abschluss langjähriger Restaurierungsarbeiten in diesem Jahr erwartet. Von dem, was zu sehen sein wird, kann man sich hier ein Bild machen. Eine Beschreibung der Restaurierungsarbeiten findet sich hier.

Schloss Mir

Schon jetzt sind auch in Nezvizh zwei Ausstellungsräume der Geschichte des Schlosses und der berühmten Bibliothek gewidmet. Im Stil ähneln sie denen in Schloss Mir. Beides sind klassische Präsentationen mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte des Ortes, (so weit vorhanden) der Einrichtung der historischen Räume sowie Kunst- und Kunstgewerbeobjekten. Das Ausstellungsdesign ist klassisch zurückhaltend, dabei von guter Qualität. Bildschirme, teilweise interaktiv zu bedienen, sind Teil der Ausstellung und funktionieren meistens. Ansonsten gibt es so gut wie keine Vermittlungsangebote, Hands-On oder Partizipationsmöglichkeiten für die Besucher. Beschriftungen und Texte sind vorhanden, so dass sich auch der Einzelbesucher orientieren kann – leider keine Selbstverständlichkeit in belarussischen Museen. Raumtexte sind meist in russisch und englisch vorhanden, die Objektbeschriftungen hingegen unkonsequent mal in belarussisch, mal russisch, mal englisch, mal in einer Kombination gehalten. Ärgerlich ist, dass sie inhaltlich innerhalb der Ausstellungen stark differieren, d.h. mal die Herkunft des Objekts angeben, mal nicht, mal eine Erklärung neben dem Titel bieten, mal nicht usw., mal eine Orts- und Datumsangabe bieten, mal nicht usw.

Ausstellung in Schloss Mir

Ein weiterer Schwachpunkt sind die mangelnden Erklärungen der Baugeschichte. Zwar gibt es Dokumente und auch Texte dazu, doch wird aus der Ausstellung nicht deutlich, welche Bauetappe(n) bei der Rekonstruktion zugrunde gelegt wurden. Letztlich bleibt der Eindruck, es handele sich um einen Wiederaufbau der „schönsten“ Teile der Schlösser aus verschiedenen Zeiten, was zwar legitim, aber doch erklärungsbedürftig ist.

Ausstellung in Schloss Mir

Trotzdem sind beide Schlösser einschließlich ihrer Ausstellungen lohnende Ausflugsziele und bieten viele, wenn auch punktuell zusammengetragene Informationen, über die vielfältige und wechselvolle Geschichte der Region zwischen Polen, Litauen, der Ukraine und Russland, deren Einflüsse gerade an so symbolträchtigen Orten wie Mir und Nezvizh deutlich zu sehen und zu spüren sind. Ein Café oder Museumsshop sucht man allerdings bisher vergeblich.

17. September

Dies ist der Tag, an dem im Jahre 1939 sowjetische Truppen die ostpolnischen Gebiete besetzten. Dieses Vorgehen entsprach der geheimen Übereinkunft zum Hitler-Stalin-Pakt. Damit kam das gesamte Gebiet mit weißrussischen Bevölkerungsanteilen, das in der Zwischenkriegszeit im Westen zu Polen, im Osten zur Sozialistische Sowjetrepublik Weißrussland (BSSR) und damit seit 1922 zur UdSSR gehörte, unter sowjetischen Einfluss. Es ist diese um die bis dahin polnischen Gebiete Westweißrusslands erweiterte BSSR, die am 22. Juni 1941 dem Überfall der Wehrmacht zum Opfer fiel.

Die Darstellung der Ereignisse des 17.9.1939 im Museum des Großen Vaterländischen Krieges.

Bis heute wird im offiziellen Sprachgebrauch – und in den meisten Museen – von der „Befreiung“ gesprochen, so auch im Museum des Großen Vaterländischen Krieges. Auch im ersten Konzept für die Neugestaltung des Museums wurde diese Formulierung gewählt. In der Zwischenzeit wurde die Struktur der Ausstellung überarbeitet und es ist die Rede von „Übergang der Roten Armee in das westliche Belarus“.

Aus polnischer sieht die historische Bewertung natürlich ganz anders aus, gehörten doch die ostpolnischen Gebiete, die „Kresy“, gemäß dem völkerrechtsgültigen Vertrag von Riga seit 1921 zur Zweiten Republik Polen. Aber auch ein Blick auf verschiedene litauische Websites zeigt, dass es noch weitere Perspektiven gibt. Siehe ausführlich dazu das Handbuch der Geschichte Weißrusslands, Göttingen 2001.

Für Belarus ist dieses Datum aber insofern Interessant, als sich hier – selten genug – Anhänger der offiziellen Geschichtspolitik und Anhänger der Opposition sowie die meisten kritischen Intellektuellen und Nationalisten einig sind: Diese Gebiete, so die geteilte Überzeugung, gehören schon immer zu Belarus.

Heute ist in etwa auf der Linie der Grenze von 1921 bis 1939 eine Toll-Station der Autobahn, die an die alte Grenze erinnert. Und ebenfalls bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass der Ausstellungsgestalter für das neue Museum des Großen Vaterländischen Krieges (Eröffnung 2013) ein polnisches Büro ist. Oh, oh.

Brand im Freilichtmuseum Dudutki

http://www.agroecotour.com/forum/viewtopic.php?f=19&t=11

Am Abend des 10. September ist im Freilichtmuseum Dudutki ein Feuer ausgebrochen und hat erhebliche Schäden angerichtet. Ob es Brandstiftung oder Fahrlässigkeit war, ist noch nicht geklärt.

Das Museum ist eines von drei (!) privaten Museen in Belarus. 1994 gegründet, bietet es unweit von Minsk ein vielfältiges Angebot rundum belarussische Volkskultur, Handwerk und Landwirtschaft. Finanziell muss es sich selber tragen. Folglich arbeitet es kommerziell. Die Preise können als gemäßigt bis hoch, gemessen an den hiesigen Einkommen, bezeichnet werden. Dennoch sind das Museum und das dazugehörige Gelände ein beliebtes Ausflugsziel.

Im Rahmen des in Belarus sehr geförderten Öko- oder Agrotourismus spielt das Museum eine wichtige Rolle.

Planerfüllung im Museum

Wieder mal ein schönes Beispiel für die staatlich reglementierte Kulturpolitik ist der jüngste Beschluss des Ministeriums vom 28. Juli (Meldung bei der Nachrichtenagentur Belapan). Demzufolge müssen alle Museen, die zum Kulturministerium gehören, bis Ende 2012 eine Website aufweisen können.

Ebenfalls vorangetrieben und bis 2015 abgeschlossen sein soll die digitale Erfassung der Sammlungen, die dann online zugänglich sein sollen. Bisher nutzen 125 von 153 Museen eine Software für die Sammlungsverwaltung. Bereits seit im September 2010 existiert ein Nationaler Sammlungskatalog, in den bisher 4.000 Objekte eingespeist wurden. Besser aufgestellt sind die Bibliotheken des Landes, von denen nach Aussage des Ministeriums alle bereits ans Internet angeschlossen sind.

Italien in den Werken russischer Künstler

Diesem Thema ist derzeit eine kleine Ausstellung im Nationalen Kunstmuseum gewidmet. Zu sehen sind Werke von Fedor Matveev, Silvester Ščedrin,  Ivan Ajvazovskij u.a. aus der Sammlung des Minsker Kunstmuseums.

An drei Abenden finden im Rahmen des Begleitprogramms Konzertabende im Foyer des Museums statt. Der gestrige Abend bot Genuss auf höchstem Niveau: Lieder, Arien und Klavierstücke russischer und italienischer Meister ließen den Besucher eintauchen in die so unterschiedlichen und doch künstlerisch verbundenen Welten Italiens und Russlands im 19. Jahrhundert.

All jenen, die Kunst und Musik in schönem Ambiente genießen möchten, sei der Besuch des dritten und letzten „Musikalischen Abends“ am 18. August sehr empfohlen.

Archäologisches Museum im Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften

Foto: http://www.history.by/rus/exposition.html

Klein, aber fein ist die Ausstellung zur Geschichte der archäologischen Forschung in Belarus im obersten Stock des Gebäudes, in dem sich auch das Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften befindet (Экспозиция „Развитие археологической науки в Национальной академии наук Беларуси“ при ГНУ Институт истории НАН Беларуси“). In zwei Räumen bietet die überraschend modern gestaltete Ausstellung einen Überblick über verschiedene Ausgrabungsorte und Funde auf dem Gebiet des heutigen Belarus.

Das nach Voranmeldung öffentlich zugängliche kleine Museum dient vorrangig der Ausbildung von Studierenden. Für sie werden Formen und Exemplare archäologischer Funde auf einzeln verschiebbaren Tafeln zum Vergleich präsentiert. Großfotos, kleine Inszenierungen und moderne Vitrinen hinterlassen einen professionellen Eindruck. Auffällig sind die durchweg belarussiche und englische Beschriftung aller Exponate – ein Service für den Einzelbesucher, den man nur selten in weißrussischen Museen findet. Einführende Texte zur Einordnung einzelner Fundorte wünscht man sich dagegen leider vergeblich.

Das Museum zeigt nur einen kleinen Teil der weitaus größeren Sammlung der Akademie der Wissenschaften. Diese hat im Zweiten Weltkrieg stark gelitten, große Teile wurden nach Deutschland verbracht. Von dem, was nach dem Krieg zurückgegeben wurde, gelangten viele Exponate aufgrund der sowjetischen Verteilungsstruktur an andere Museen im ganzen Land. Mit dem vorhandenen Bestand sollte bereits 1963 ein Museum eröffnet werden. Dieses Vorhaben wurde jedoch erst 2006 realisiert.

Zur Ausstellung gibt es eine russisch- und englischsprachige Broschüre sowie Informationen im Internet.

Die Kunstgalerie „L. Schtschemelew“

Ein Blick in die Dauerausstellung.

Etwas abseits der touristischen Route befindet sich eine Ausstellung mit Werken des belarussischen Malers Leonid Schtschemelew (*1923). Zu seinem 80. Geburtstag spendete er 2003 der Stadt einen Teil seiner Werke. Die Stadt eröffnete daraufhin die erste städtische Galerie in Minsk.

Neben der Dauerausstellung, die einen größeren Saal umfasst, veranstaltet die Galerie regelmäßig Sonderausstellungen zeitgenössischer Künstler und kulturelle Veranstaltungen. Werke von Schtschemelew befinden sich auch in der Tretjakov-Galerie in Moskau, im Nationalen Kunstmuseum sowie verschiedenen Privatsammlungen. Leiterin der Galerie ist die eine der wenigen Kunstkritikerinnen in Belarus, Tatjana Bembel, die Enkelin des Bildhauers Andrej Bembel.

Biographische Informationen und einige Abbildungen seiner Werke auf der Website des Museums für zeitgenössische Kunst in Jersey City, New Jersey http://www.museum-rus.org/biography.htm?UrlRid=551
sowie unter http://minsk.gov.by/ru/org/3204/

Museumskonferenz für den russischsprachigen Raum

Vom 10. bis 14. Mai fand in Minsk mit Unterstützung durch die Kulturministerien Russlands und Belarus’ die jährliche ADIT-Konferenz statt. ADIT ist eine russische, nichtkommerzielle Vereinigung (die Abkürzung steht für „Automatisierung von Museumsaufgaben und Informationstechnologie), die sich der Vernetzung und Kommunikation in Museen widmet. 1996 gegründet, ist sie aus der Tätigkeit des ICOM-Sonderkomitees CIDOC (International Committee for Documentation) als russischsprachiges Nationalkomitee hervorgegangen. ADIT veranstaltet jährliche Konferenzen, die bisher immer in Russland, 2011 erstmals in einem der Nachbarländer stattgefunden haben, gibt Bücher und Internetpublikationen zu verschiedenen Aspekten der Informationstechnologie in Museen heraus und veranstaltet Fortbildungsseminare.

Die diesjährige Konferenz war keinem speziellen Thema gewidmet, hatte aber aufgrund des Veranstaltungsortes einen Schwerpunkt auf den Museen in Minsk und Belarus. Neben zahlreichen, leider meist sehr kurzen, schlecht moderierten Vorträgen, die unmittelbar aufeinander folgten und kaum Raum für eine Diskussion ließen, gab es eine Präsentation von

Internet- und Multimedia-Präsentationen verschiedener Museen in der Nationalbibliothek. Themenschwerpunkte der Beiträge waren die Vernetzung von Museen, Bibliotheken und Archiven, multimediale Anwendungen in Ausstellungen, computergestützte Verwaltungssysteme und die Arbeit mit Kindern im Museum.

Ein weiterer zentraler Programmpunkt waren die Workshops für Anfänger und Fortgeschrittene zu dem Informationssystem KAMIS. Dabei handelt es sich um eine Museumssoftware einer Petersburger Firma für alle Arbeitsbereiche von Sammlung über Verwaltung, Leihverkehr und Restaurierung, das in vielen russischsprachigen Museen im Einsatz ist, bei weitem aber nicht das einzige Programm für diese Zwecke ist.

Insgesamt war die dreitägige Konferenz eine ideale Plattform für die Vernetzung der russischsprachigen Museumsszene und einen Einblick in die aktuellen Themen und Tendenzen der Region. Wer in diesem Feld auf dem Laufenden bleiben will, dem sei eine Teilnahme im kommenden Jahr empfohlen. Die Thesen der Vorträge sind in einer Broschüre bereits zur Konferenz erschienen (ISBN 978-985-459-210-7), die Konferenzberichte sind in Kürze auf der Website von ADIT zu finden.

Ein Museum für Valentin Vankovič

Etwas zurückgesetzt an einer Straße mitten im Zentrum hinter dem Kulturpalast liegt das Memorialmuseum für Valentin Vankovič. Dieser Museumstyp war schon zu Sowjetzeiten sehr verbreitet und findet sich heute noch häufig in Russland, Belarus und der Ukraine. Gemeint ist ein, meist kleines Museum oder einige Räumlichkeiten in einem Gebäude, die biographisch mit einem Künstler, Literaten oder Musiker verbunden sind und eher Andenken und Verehrung, als Dokumentation und wissenschaftlicher Aufarbeitung gewidmet sind. Ihren ganz besonderen Reiz beziehen diese Museen für mich daraus, dass meist mehrere ältere Damen ein strenges Regime führen, auf das Wohlverhalten in den Ausstellungsräumen achten und den wenigen Besuchern persönlich Anekdoten aus dem Leben des Künstlers und rund um die als Ikonen erehrten Objekte erzählen.

So ist es auch im Falle des Museums für diesen, wie ich im Museum erfahre, berühmten Vertreter der weißrussischen Romantik. Vankovič lebte von 1800-1842, verbrachte aber nur wenige Jahre in seiner Heimat, in Minsk. In diesen Jahren befand sich eine seiner Werkstätten in diesem Haus seines Cousins. Die ersten beiden Säle zeigen Dokumente und Gemälde zu Leben und Werk des Malers, dessen Portraits von u.a. von A. Puschkin P. Vjazemskij und A. Mickewicz in Museen in Polen, Litauen, Frankreich, Italien und Russland hängen. Dagegen findet sich kein einziges Original in Belarus, wo er indes als nationaler Künstler reklamiert wird. Aus polnischer Perspektive freilich ist das ebenso.

Die folgenden drei Säle zeigen (meist Kopien) von Portraits bekannter und weniger bekannter Zeitgenossen, kombiniert mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen aus der Zeit Ende des 18./ Anfang 19. Jahrhunderts. Hier vermittelt sich die Atmosphäre eines städtisch-adeligen Lebens in Minsk zu dieser Zeit.  Passend zu diesem Rahmen veranstaltet das Museum regelmäßig Konzerte auf dem hauseigenen Flügel, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen.

Das Museum befindet sich in der Internationalnaja Straße 33a und ist eine Filiale des Nationalen Kunstmuseums, wo man auch weitere Informationen erhält.

Lange Nacht der Museen

In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai gibt es auch in Minsk die Lange Nacht der Museen. Erstaunlich, dass sich ausgerechnet auf der offiziellen Seite der belarussischen Museen kein Hinweis auf die Veranstaltung findet, das Programm kann man aber verschiedenen Infoseiten im Internet entnehmen, z.B. hier.

Chatyn: Museum

Der erste Raum des Museums.

Das 2004 am Eingang der Gedenkstätte an die verbrannten Dörfer in Chatyn, 30 km nördlich von Minsk, eröffnete, freilich sehr kleine Museum soll dem Besucher die historischen Informationen vermitteln, die er benötigt, um die vielschichtige Gedenklandschaft im Außengelände zu verstehen. Dies gelingt nur bedingt. Zwar sind die Gestaltung und einige Elemente durchaus modern: So werden, wie bisher nur in wenigen weißrussischen Museen, im ersten Saal mit Fotos und Dokumenten auf die Vorgeschichte des Überfalls auf die Sowjetunion verwiesen und andere Kriegsschauplätze erwähnt. Texte zur Einordnung oder Erklärung fehlen jedoch in der gesamten Ausstellung.

Der zweite Raum ist den Ereignissen in Chatyn und der Erinnerung durch die wenigen Überlebenden gewidmet. Hier findet der Besucher Kopien von Archivdokumenten, leider aber wiederum ohne Quellenverweis und Hintergrundinformation. Wer also kein historisches Vorwissen hat, wird hier keine verwertbaren Informationen finden.

Leider fehlen überall Objektbeschriftungen und erklärende Texte.

Im dritten Raum ist die Geschichte des Gedenkens am Ort in Chatyn dokumentiert. Gerne wüsste man, aus welchem Jahr das Foto mit den provisorischen Grabkreuzen am Ort des Schreckens stammt. Auch den Fotos zum Wettbewerb für die Gedenkstätte in den 60er Jahren kann man nicht entnehmen, wer sich mit welchen Entwürfen daran beteiligt hat. Eine unkommentierte Biographie des Ersten Parteisekretärs in Belarus, Petr Mascherow (1918-1980), weist auf die Diskussionen hin, die es um den Entwurf Leonid Lewins gegeben hat, dies aber auch nur dann, wenn man es schon weiß.

Insgesamt ein wichtiger Museumsstandort mit guten Absichten, jedoch noch mit viel Nachholbedarf.

Neues vom Museumsviertel Minsk

Seit längerem bereits ist rund um den Standort des Nationalen Kunstmuseums (Leninstraße 22/Kirovstraße 25) ein Museumsviertel geplant. Nun meldet der „Minsker Kurier“ (29.4.2011) neue Aktivitäten zu dessen Realisierung, die bis 2017 abgeschlossen sein sollen.

In den Gebäuden wurden nach dem Krieg Bewohner der Stadt untergebracht. Derzeit sind dort Büros des Museumspersonals untergebracht. Für Ausstellungszwecke sind die Bereiche eher ungeeignet. Durch Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen in der Kirovstraße sollen die Räume als Depot und Bibliothek nutzbar gemacht werden. Die schon jetzt dort befindlichen Gästezimmer für das Museum sollen erhalten bleiben. Das Gebäude erhält eine neue Etage, die nach derzeitigem Planungsstand einem Kunstatelier für Kinder überlassen werden soll. Bisher für die Administration genutzte Räume in der Leninstraße sollen dann als Ausstellungsbereich zur Verfügung stehen.

Das neue Museumsquartel. Quelle: http://mk.by/ (29.4.2011)

Speziell für den Ausbau zu einem Museumsquartal erhält das Museum zusätzlich das Gebäude des ehemaligen Wohnhauses der Staatlichen Belarussischen Universität in der Karl-Marx-Straße 24, das perspektivisch die nationale Kunst von Belarus sowie ein Café und einen Museumsshop beherbergen soll. Im Café plant der Direktor des Museums, Vladimir Prokopcov, eine zusätzliche Fläche für Sonderausstellungen von Werken sowohl professioneller Künstler als auch von Studenten. Während es tagsüber nur den Besuchern des Museums offen stehen soll, wird es abends von der Straße aus öffentlich zugänglich sein.

Alle Gebäude des zukünftigen Kulturstandortes sollen untereinander verbunden sein und im Innern einen gemeinsamen Hof bilden, der als Ort der Begegnung und Kommunikation geplant ist. 2012 starten die ersten Baumaßnahmen, die abschnittsweise fertig gestellt werden sollen. Als Vorbilder für das, zumal in Zeiten akuter Devisenknappheit wahrlich ambitionierte Projekt werden Wien, Berlin und Amsterdam genannt.

Kulturoffensive

Gemäß verschiedener Präsidialbeschlüsse, zuletzt von September und Oktober 2010, ist eine umfassende strukturelle Erweiterung des Museumsbereichs in Minsk vorgesehen. Neben der bereits begonnenen Neukonzeption des Museums der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges, ist die Konzeption und Realisierung eines Zentrums für Zeitgenössische Kunst geplant sowie ein Museumsviertel um das Nationale Kunstmuseum.

Die genannten Vorhaben sind im Kontext mit dem staatlichen Programm zur Förderung der „Kultur Belarus“ für die Jahre 2011-2015 zu sehen. Während die Planungen für das neue militärhistorische Museum schon seit zwei Jahren laufen, befinden sich die Projekte rund um das Museumsquartal in der Grobplanung durch das Kulturministerium, zusammen mit städtischen Behörden. Ein konkretes Gebäude ist bereits ebenso vorgesehen wie die finanzielle Unterstützung des Sponsors Priorbank.

Sowohl der Umfang als auch die Komplexität der einzelnen Teilprojekte zeigen, dass der Kultur, und speziell der Museumslandschaft, in der Strategie der belarussischen Politik eine bedeutende Rolle zukommt. Dies ist zum einen an dem vorgesehenen erheblichen finanziellen Volumen erkennbar, zum anderen an der Benennung der Zielgruppen. Die Projekte richten sich, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, an die belarussische Gesellschaft, insbesondere Jugendliche, sowie die internationale Öffentlichkeit. Damit verbunden ist das nach innen gerichtete Ziel, die eigene kulturelle Identität zu stärken sowie die nach außen orientierte Absicht, über die Verbreitung der weißrussischen Kunst, Kultur und Geschichte den Anschluss an die europäische Kultur- und Erinnerungslandschaft auszubauen.

Museum des Großen Vaterländischen Krieges III

 

Die Baustelle des neuen Museums.

Gestern meldete die Nachrichtenagentur BelPan, dass am 16. April ein landesweiter Subbotnik, ein sog. freiwilliger Arbeitstag, durchgeführt wird. Dabei sollen neben allgemeinen Aufräumarbeiten auch die Denkmäler des Größen Vaterländischen Krieges von den letzten Schneeresten befreit werden. Die Erträge sollen Kindern zugute kommen, die noch immer unter den Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl leiden. Ein weiterer Teil aber, und hier eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten für alle Museen der Welt, wird dem Neubau des Museums des Großen Vaterländischen Krieges zugute kommen.

 

Dieses erhält ein aufwendiges neues Gebäude, für den die Stadt Minsk und der Staat bemerkenswert viel Geld bereitstellen. Ziel ist die Fixierung des ideologisch geprägten Geschichtsbildes in einer symbolträchtigen Architektur. 1995 ist ebendies in Moskau auf dem Verneigungshügel geschehen, an dessen Vorbild sich der Neubau unverkennbar orientiert.

 

Der geplante Neubau. Quelle: http://www.minchanka.by/rasskazy/museum.html

Für die Einrichtung der neuen Dauerausstellung muss das Museum freilich das Geld selber aufbringen. Ob dies mit entsprechenden inhaltlichen Freiheiten einher geht, bleibt abzuwarten. Die öffentlich einsehbare Konzeption lässt Zweifel aufkommen. In Gesprächen mit den Kollegen aber ist die Aufbruchstimmung zu spüren, der Wille, ein Museum auf „europäischem Niveau“ zu machen. Darin wird das Museum vom Goethe-Institut unterstützt, das eine Reihe von Seminaren zu Fragen des Museumsmanagements für die Mitarbeiter des Museums finanziert. Eine Mitarbeiterin kann für 14 Tage Einblicke in ein deutsches historisches Museum nehmen und eine Delegation des Museums hatte gerade die Gelegenheit, Berliner Museen und Kultureinrichtungen zu besuchen, um Ideen zu sammeln und sich mit den Kollegen auszutauschen. Als nächstes soll die Rolle des Museums als Ort nationaler Erinnerungskultur  auf einer Konferenz diskutiert werden, die vom 25.-27.5.2011 im Museum stattfinden wird.

 

Fotoausstellung zum Alltagsleben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

In über 130 Fotos entfaltet die derzeitige Sonderausstellung der Aufnahmen des Geistlichen Pavel Volyncevich (1875-1962) im Nationalen Historischen Museum ein Tableau ländlichen Lebens in der ersten Hälfte des 20. Jh. Der Dorfpfarrer, der mehrere Pfarreien im Gebiet Grodno innehatte, hat als Hobby-Fotograph zahlreiche Bilder seines Familienlebens, der Kirchen und des Alltags auf dem Dorf gemacht. Der Bestand ist nicht nur deshalb von großem Interesse, weil durch ihn seltene Abbildungen etwa heute zerstörter Gebäude oder des täglichen Lebens vorhanden, sondern auch, weil wenig Fotosammlungen auf Glasplatten überhaupt bis heute erhalten geblieben sind. Aufgrund der eigenen, akribischen Ordnung seiner Fotos sowie durch ergänzende Archivstudien war es nun möglich, das Leben Volyncevichs anhand seiner Bilder nachzuvollziehen.

Leider erfährt man jedoch nichts in der Ausstellung über die Einflüsse der historischen Ereignisse auf das Leben des Pfarrers (bzw. eines Dorfgeistlichen im Allgemeinen), seiner Gemeinden und seiner Familie. Allein Grodno befand sich in der von Revolution, Erstem Weltkrieg und Bürgerkrieg, Kollektivierung, Terror, Okkupation und Zweitem Weltkrieg geprägten Periode zuerst im Russischen Reich, unter deutscher Besatzung (1915-1919), in Polen, der Sowjetunion, wieder unter deutscher Besatzung (1941-1944) und schließlich wieder in der Sowjetunion. Es wäre spannend gewesen, die Fotos eines offenbar friedlichen Land- und Familienlebens in diesem größeren Kontext zu betrachten.

Weitere Informationen unter: http://religia.by/pravoslavie/segodnya-otkrylas-fotovystavka-pavel-volyncevich-fotoletopis-dlinoyu-v-polstoletiya

Nationales Historisches Museum

Blick in die Dauerausstellung.

Ambivalent fällt mein Urteil über das Nationale Historische Museum der republik Belarus (bis 2009 das Nationales Museum der Geschichte und Kultur von Belarus) in Minsk aus. Man bekommt nicht, was man erwartet, kann aber doch anregende Stunden dort verbringen.

Offenbar ist das Museum eher auf Minsker und belarussisches Publikum eingestellt, als auf Touristen und Fremde. Jedenfalls erhält man nicht, wie ich finde zu erwarten wäre, eine Einführung oder einen Überblick in die weißrussische Geschichte. Vielmehr setzt sich die Dauerausstellung aus einzelnen thematischen Abschnitten zusammen, die allenfalls ein mosaikartig zusammengesetztes Bild von der belarussischen Geschichte abgeben. Der Rundgang beginnt mit der (offenbar noch aus sowjetischen Zeiten stammenden) Präsentation archäologischer Funde auf heutigem belarussischem Gebiet. Und damit ist gleich ein zentrales Thema angesprochen: Wo und wann beginnt eigentlich „belarussische Geschichte“?  Wie hat sich das heutige Staatsgebiet entwickelt?

Leider gibt auch der weitere Rundgang, wie der erste Saal selbst, darüber keinen Aufschluss. Übergreifende Saaltexte sucht man vergeblich. Vielmehr durchwandert der Besucher einzelne Räume, die jeweils einem in sich geschlossenen Thema oder einer Sonderausstellung außerhalb eines Rundgangs gewidmet sind.

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