Schlagwortarchiv für: Minsk

Bisher unbekannte Fotos aus dem zerstörten Minsk

Auf den Seiten von Spiegel online bzw. einestages wurden im Juni Fotos aus einem erst jüngst entdeckten Fotoalbums veröffentlich. Es handelt sich um Fotos des Salzburger Kriegsberichterstatters und Fotografen Franz Krieger. Krieger kam mit der Wehrmacht bis in der zerstörte Minsk, von wo viele der Aufnahmen aus in dem Album stammen.

U.a. fotografierte er im Sommer 1941 Kriegsgefangene und das Ghetto. Ein weiteres Foto zeigt einen deutschen Soldatenfriedhof vor der Akademie der Wissenschaften. Laut Auskunft des VdK, so einestages, sind diese Soldaten identifiziert, aber bisher nicht umgebettet worden. Wahrscheinlich sei dies das einzige Foto, das ihren Familienangehörigen geblieben sei.

Dies stimmt meiner Kenntnis nach nicht, da es weitere Aufnahmen von diesem Ort, der Akademie und dem davor angelegten Friedhof, aus anderen Perspektiven gibt. Gesehen habe ich sie in der Geschichtswerkstatt Minsk , dessen Leiter Kuzma Kozak eine Publikation über die deutschen Verluste vorbereitet. Sie wird im September erscheinen und die genannten Fotos – hoffentlich mit verlässlichen Quellenangaben – publizieren.

Italien in den Werken russischer Künstler

Diesem Thema ist derzeit eine kleine Ausstellung im Nationalen Kunstmuseum gewidmet. Zu sehen sind Werke von Fedor Matveev, Silvester Ščedrin,  Ivan Ajvazovskij u.a. aus der Sammlung des Minsker Kunstmuseums.

An drei Abenden finden im Rahmen des Begleitprogramms Konzertabende im Foyer des Museums statt. Der gestrige Abend bot Genuss auf höchstem Niveau: Lieder, Arien und Klavierstücke russischer und italienischer Meister ließen den Besucher eintauchen in die so unterschiedlichen und doch künstlerisch verbundenen Welten Italiens und Russlands im 19. Jahrhundert.

All jenen, die Kunst und Musik in schönem Ambiente genießen möchten, sei der Besuch des dritten und letzten „Musikalischen Abends“ am 18. August sehr empfohlen.

Archäologisches Museum im Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften

Foto: http://www.history.by/rus/exposition.html

Klein, aber fein ist die Ausstellung zur Geschichte der archäologischen Forschung in Belarus im obersten Stock des Gebäudes, in dem sich auch das Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften befindet (Экспозиция „Развитие археологической науки в Национальной академии наук Беларуси“ при ГНУ Институт истории НАН Беларуси“). In zwei Räumen bietet die überraschend modern gestaltete Ausstellung einen Überblick über verschiedene Ausgrabungsorte und Funde auf dem Gebiet des heutigen Belarus.

Das nach Voranmeldung öffentlich zugängliche kleine Museum dient vorrangig der Ausbildung von Studierenden. Für sie werden Formen und Exemplare archäologischer Funde auf einzeln verschiebbaren Tafeln zum Vergleich präsentiert. Großfotos, kleine Inszenierungen und moderne Vitrinen hinterlassen einen professionellen Eindruck. Auffällig sind die durchweg belarussiche und englische Beschriftung aller Exponate – ein Service für den Einzelbesucher, den man nur selten in weißrussischen Museen findet. Einführende Texte zur Einordnung einzelner Fundorte wünscht man sich dagegen leider vergeblich.

Das Museum zeigt nur einen kleinen Teil der weitaus größeren Sammlung der Akademie der Wissenschaften. Diese hat im Zweiten Weltkrieg stark gelitten, große Teile wurden nach Deutschland verbracht. Von dem, was nach dem Krieg zurückgegeben wurde, gelangten viele Exponate aufgrund der sowjetischen Verteilungsstruktur an andere Museen im ganzen Land. Mit dem vorhandenen Bestand sollte bereits 1963 ein Museum eröffnet werden. Dieses Vorhaben wurde jedoch erst 2006 realisiert.

Zur Ausstellung gibt es eine russisch- und englischsprachige Broschüre sowie Informationen im Internet.

Belarus auf der Biennale in Venedig II

Am 25. Juni findet um 16.00 Uhr in der Galerie NOVA eine Veranstaltung mit Pawel Wojnizki, einem Mitarbeiter des Kurators des belarussischen Pavillons auf der 54. Biennale in Venedig zum Thema „Fotografie im Kontext der zeitgenössischen Kunst“ statt.

Adresse: Galerie NOVA, Ul. Kulman 2, Raum 421 (4. Etage)

Der Minsker Brüderfriedhof – Der Große Krieg oder der Erste Weltkrieg III

Die Baustelle im Mai 2011.

Noch zu Beginn des Jahres war es eine unscheinbare Grünfläche, deren Bezug zum Ersten Weltkrieg man nur über eine ebenso unscheinbare Tafel an den beiden Seiteneingängen entnehmen konnte. Nun entsteht dort eine „Memorialkomposition“, der der Abbildung auf dem Bauschild zufolge eine Neugestaltung des Parks sowie den Bau einer Kapelle umfasst. Die Arbeiten gehen zügig voran, so dass das Ganze wohl noch vor 2014 fertig wird. Dies wiederum würde zu dem allseits erwachenden Interesse am Ersten Weltkrieg passen, das hier, wie übrigens auch in Russland, zu beobachten ist.

Die Rede ist von dem „Minsker Brüderfriedhof“, einem Ort an der Červjakov-Straße in der Nähe des Komsomolzen-Sees nördlich vom Stadtzentrum Minsk. Hier wurden beim Bau des Fundaments für die Kapelle menschliche Überreste gefunden. Dabei handelt es sich um Soldaten der russischen Armee, die hier 1915 beerdigt worden waren, nachdem sie in Minsker Krankenhäusern in Folge ihrer Kriegsverletzungen gestorben waren. Diese Erkenntnis haben die Angehörigen des Suchbataillons der Belarussischen Streitkräfte aus weiteren Funden, wie medizinischem Gerät, abgeleitet, wie ein Artikel der Belarussischen Militärzeitung vom 11.3.2011 berichtet.

Neben einem Rückblick auf die Ereignisse des Krieges empört sich der Autor, dass sich lange Jahre niemand für dieses Thema interessiert habe. Nur so habe es passieren können, dass auf Teilen des ursprünglich viel größeren Friedhofsgeländes, auf dem Orthodoxe, Juden, Katholiken und Moslems getrennt beerdigt worden waren, heute mehrstöckige Wohnhäuser stehen. In der Tat spielt der Erste Weltkrieg in Belarus, wie in Russland und zuvor in der Sowjetunion, kaum eine Rolle im offiziellen Gedächtnis. Seit einigen Jahren jedoch gibt es immer mehr Historiker und Museen, die sich dieser Epoche in Studien oder Ausstellungen widmen. Das heutige Gebiet von Belarus war auch in diesem Krieg ein zentraler Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen. In dem Bemühen, nationale Traditionen und Anknüpfungspunkte für die nationale Identität zu finden, liegt es nahe, auch diese historische Periode zu erforschen. In diesem Sinne ist es konsequent, dass an der Kapelle eine Liste mit den Namen aller hier Beerdigten angebracht werden soll, eine aufwendige Umbettung der Überreste geplant ist sowie eine Beerdigung mit allen militärischen Ehren.

Foto: http://zapadrus.su/zaprus/istbl/295--1914-18-.html

2003/2004 konnten im Rahmen eines Forschungsprojektes nähere Informationen zu dem am 29. November 1914 angelegten Friedhof und den Toten gefunden werden. Das Hauptinteresse lag auf der Erstellung einer Namensliste sowie der Rekonstruktion von möglichst vielen biographischen Details der ursprünglich ca. 5.000 Toten dieses Friedhofs. Über die Ergebnisse berichtet Andrej Karkotko, ein Historiker des Suchbataillons in der Belarussischen Militärzeitung vom 24.3.2011 und auf den Seiten von Zapadnaja Rus vom 17.3.2011, wo sich auch eine Liste der hier beerdigten Soldaten findet.

Ein Übersichtsplan findet sich hier.

Die Kunstgalerie „L. Schtschemelew“

Ein Blick in die Dauerausstellung.

Etwas abseits der touristischen Route befindet sich eine Ausstellung mit Werken des belarussischen Malers Leonid Schtschemelew (*1923). Zu seinem 80. Geburtstag spendete er 2003 der Stadt einen Teil seiner Werke. Die Stadt eröffnete daraufhin die erste städtische Galerie in Minsk.

Neben der Dauerausstellung, die einen größeren Saal umfasst, veranstaltet die Galerie regelmäßig Sonderausstellungen zeitgenössischer Künstler und kulturelle Veranstaltungen. Werke von Schtschemelew befinden sich auch in der Tretjakov-Galerie in Moskau, im Nationalen Kunstmuseum sowie verschiedenen Privatsammlungen. Leiterin der Galerie ist die eine der wenigen Kunstkritikerinnen in Belarus, Tatjana Bembel, die Enkelin des Bildhauers Andrej Bembel.

Biographische Informationen und einige Abbildungen seiner Werke auf der Website des Museums für zeitgenössische Kunst in Jersey City, New Jersey http://www.museum-rus.org/biography.htm?UrlRid=551
sowie unter http://minsk.gov.by/ru/org/3204/

Ein Museum für Valentin Vankovič

Etwas zurückgesetzt an einer Straße mitten im Zentrum hinter dem Kulturpalast liegt das Memorialmuseum für Valentin Vankovič. Dieser Museumstyp war schon zu Sowjetzeiten sehr verbreitet und findet sich heute noch häufig in Russland, Belarus und der Ukraine. Gemeint ist ein, meist kleines Museum oder einige Räumlichkeiten in einem Gebäude, die biographisch mit einem Künstler, Literaten oder Musiker verbunden sind und eher Andenken und Verehrung, als Dokumentation und wissenschaftlicher Aufarbeitung gewidmet sind. Ihren ganz besonderen Reiz beziehen diese Museen für mich daraus, dass meist mehrere ältere Damen ein strenges Regime führen, auf das Wohlverhalten in den Ausstellungsräumen achten und den wenigen Besuchern persönlich Anekdoten aus dem Leben des Künstlers und rund um die als Ikonen erehrten Objekte erzählen.

So ist es auch im Falle des Museums für diesen, wie ich im Museum erfahre, berühmten Vertreter der weißrussischen Romantik. Vankovič lebte von 1800-1842, verbrachte aber nur wenige Jahre in seiner Heimat, in Minsk. In diesen Jahren befand sich eine seiner Werkstätten in diesem Haus seines Cousins. Die ersten beiden Säle zeigen Dokumente und Gemälde zu Leben und Werk des Malers, dessen Portraits von u.a. von A. Puschkin P. Vjazemskij und A. Mickewicz in Museen in Polen, Litauen, Frankreich, Italien und Russland hängen. Dagegen findet sich kein einziges Original in Belarus, wo er indes als nationaler Künstler reklamiert wird. Aus polnischer Perspektive freilich ist das ebenso.

Die folgenden drei Säle zeigen (meist Kopien) von Portraits bekannter und weniger bekannter Zeitgenossen, kombiniert mit Möbeln und Einrichtungsgegenständen aus der Zeit Ende des 18./ Anfang 19. Jahrhunderts. Hier vermittelt sich die Atmosphäre eines städtisch-adeligen Lebens in Minsk zu dieser Zeit.  Passend zu diesem Rahmen veranstaltet das Museum regelmäßig Konzerte auf dem hauseigenen Flügel, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen.

Das Museum befindet sich in der Internationalnaja Straße 33a und ist eine Filiale des Nationalen Kunstmuseums, wo man auch weitere Informationen erhält.

Der Große Krieg oder der Erste Weltkrieg II

Der herannahende 100. Jahrestag seit Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfährt in Belarus eine noch vor 10 Jahren undenkbare Aufmerksamkeit. Am nördlichen Zentrum von Minsk wird ein erst kürzlich entdecktes Massengrab in eine Parkanlage verwandelt. Und erst im letzten Jahr erschien eine Publikation über die „Soldatengräberanlagen aus dem Ersten Weltkrieg in Belarus“. Die auf deutsch und russisch erschienene Broschüre im DIN A 4-Format enthält neben einer Einleitung zweier belarussischer Historiker (Anatolij Scharkow und Wjatscheslaw Selemenew) eine Übersicht über die nach Gebieten geordneten Gedenksteine, Friedhöfe und Denkmäler in Belarus nebst kurzer Beschreibung, einem Foto und einer Zustandsbeschreibung.

Die Ausgabe wurde vom Österreichischem Schwarzen Kreuz und dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge finanziert und herausgegeben. Neben Vorworten von Vertretern dieser beiden Einrichtungen, gibt es ein Vorwort des Leiters des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung in Graz sowie ein „Verzeichnis der österreichischen Gefallenen, die nahe Bereza im gebiet Brest begraben sind“.

Das Heft stellt eine gute Grundlage für weitere Forschungen zum Ersten Weltkrieg in Belarus sowie die Erinnerung an diesen in der Sowjetunion fast vergessenen Krieg dar.

Lange Nacht der Museen

In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai gibt es auch in Minsk die Lange Nacht der Museen. Erstaunlich, dass sich ausgerechnet auf der offiziellen Seite der belarussischen Museen kein Hinweis auf die Veranstaltung findet, das Programm kann man aber verschiedenen Infoseiten im Internet entnehmen, z.B. hier.

Neues vom Museumsviertel Minsk

Seit längerem bereits ist rund um den Standort des Nationalen Kunstmuseums (Leninstraße 22/Kirovstraße 25) ein Museumsviertel geplant. Nun meldet der „Minsker Kurier“ (29.4.2011) neue Aktivitäten zu dessen Realisierung, die bis 2017 abgeschlossen sein sollen.

In den Gebäuden wurden nach dem Krieg Bewohner der Stadt untergebracht. Derzeit sind dort Büros des Museumspersonals untergebracht. Für Ausstellungszwecke sind die Bereiche eher ungeeignet. Durch Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen in der Kirovstraße sollen die Räume als Depot und Bibliothek nutzbar gemacht werden. Die schon jetzt dort befindlichen Gästezimmer für das Museum sollen erhalten bleiben. Das Gebäude erhält eine neue Etage, die nach derzeitigem Planungsstand einem Kunstatelier für Kinder überlassen werden soll. Bisher für die Administration genutzte Räume in der Leninstraße sollen dann als Ausstellungsbereich zur Verfügung stehen.

Das neue Museumsquartel. Quelle: http://mk.by/ (29.4.2011)

Speziell für den Ausbau zu einem Museumsquartal erhält das Museum zusätzlich das Gebäude des ehemaligen Wohnhauses der Staatlichen Belarussischen Universität in der Karl-Marx-Straße 24, das perspektivisch die nationale Kunst von Belarus sowie ein Café und einen Museumsshop beherbergen soll. Im Café plant der Direktor des Museums, Vladimir Prokopcov, eine zusätzliche Fläche für Sonderausstellungen von Werken sowohl professioneller Künstler als auch von Studenten. Während es tagsüber nur den Besuchern des Museums offen stehen soll, wird es abends von der Straße aus öffentlich zugänglich sein.

Alle Gebäude des zukünftigen Kulturstandortes sollen untereinander verbunden sein und im Innern einen gemeinsamen Hof bilden, der als Ort der Begegnung und Kommunikation geplant ist. 2012 starten die ersten Baumaßnahmen, die abschnittsweise fertig gestellt werden sollen. Als Vorbilder für das, zumal in Zeiten akuter Devisenknappheit wahrlich ambitionierte Projekt werden Wien, Berlin und Amsterdam genannt.

Minsk in alten Postkarten

Diese alte Postkarte zeigt das Hotel „Europa“. Quelle: Website des MK.

Auf der Website der Tageszeitung „Minsker Kurier“ werden 130 historische Fotografien bzw. Postkarten von Minsk bereitgestellt. Nicht alle sind von gleicher Qualität, einiges wiederholt sich, aber das Durchblättern ist eine Zeitreise an vertraute Plätze der Stadt. Schade nur, dass es weder Datierungen noch genaue Ortsangaben gibt.

Darüber hinaus lohnt ein Blick in die Rubrik „Geschichte“ der Zeitung, die interessante, kuriose und überraschende historische Begebenheiten aufgreift.

Museum des Großen Vaterländischen Krieges III

 

Die Baustelle des neuen Museums.

Gestern meldete die Nachrichtenagentur BelPan, dass am 16. April ein landesweiter Subbotnik, ein sog. freiwilliger Arbeitstag, durchgeführt wird. Dabei sollen neben allgemeinen Aufräumarbeiten auch die Denkmäler des Größen Vaterländischen Krieges von den letzten Schneeresten befreit werden. Die Erträge sollen Kindern zugute kommen, die noch immer unter den Folgen des Reaktorunfalls von Tschernobyl leiden. Ein weiterer Teil aber, und hier eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten für alle Museen der Welt, wird dem Neubau des Museums des Großen Vaterländischen Krieges zugute kommen.

 

Dieses erhält ein aufwendiges neues Gebäude, für den die Stadt Minsk und der Staat bemerkenswert viel Geld bereitstellen. Ziel ist die Fixierung des ideologisch geprägten Geschichtsbildes in einer symbolträchtigen Architektur. 1995 ist ebendies in Moskau auf dem Verneigungshügel geschehen, an dessen Vorbild sich der Neubau unverkennbar orientiert.

 

Der geplante Neubau. Quelle: http://www.minchanka.by/rasskazy/museum.html

Für die Einrichtung der neuen Dauerausstellung muss das Museum freilich das Geld selber aufbringen. Ob dies mit entsprechenden inhaltlichen Freiheiten einher geht, bleibt abzuwarten. Die öffentlich einsehbare Konzeption lässt Zweifel aufkommen. In Gesprächen mit den Kollegen aber ist die Aufbruchstimmung zu spüren, der Wille, ein Museum auf „europäischem Niveau“ zu machen. Darin wird das Museum vom Goethe-Institut unterstützt, das eine Reihe von Seminaren zu Fragen des Museumsmanagements für die Mitarbeiter des Museums finanziert. Eine Mitarbeiterin kann für 14 Tage Einblicke in ein deutsches historisches Museum nehmen und eine Delegation des Museums hatte gerade die Gelegenheit, Berliner Museen und Kultureinrichtungen zu besuchen, um Ideen zu sammeln und sich mit den Kollegen auszutauschen. Als nächstes soll die Rolle des Museums als Ort nationaler Erinnerungskultur  auf einer Konferenz diskutiert werden, die vom 25.-27.5.2011 im Museum stattfinden wird.

 

Nationalbibliothek

Das Gebäude der Nationalbibliothek, abends mit Beleuchtung.

Als international tätiger Wissenschaftler kommt man ja viel rum und forscht sich dabei auch durch so manche Bibliothek. Ich gebe zu, dass ich jedes Mal, zumal im Ausland, immer wieder Respekt davor habe: Wie funktioniert die Anmeldung? In welchen Katalogen ist welche Literatur zu finden? Wo kann ich kopieren? Und last but not least: Wie sind die Facilities des Hauses, wenn ich schon Stunden, Tage oder Wochen darin verbringe?

Diesen Test musste nun auch die Nationalbibliothek der Republik Belarus bestehen – und hat das eindrucksvoll getan. Natürlich war auch hier wieder meine russische Erfahrung der Maßstab meiner Erwartungen. Und wieder hat sich mein Eindruck bestätigt, dass die Dinge des Alltags in Belarus schlicht unkomplizierter sind als in Russland. Nach Zahlung von 7.000 Rubel (= weniger als 2 €) hatte ich einen Benutzerausweis und dank meines Doktortitels wurde ich dem Lesesaal der Wissenschaftlichen Mitarbeiter zugeteilt. Während bei uns jeder innerhalb der Bibliothek arbeitet, wo er möchte, so erfolgt in Belarus eine Zuordnung zu einem bestimmten Lesesaal. Dort erhält man seine bestellte Literatur, kann kopieren und ins Internet (1 Stunde frei für alle Nutzer).

Ein nicht gerade kleiner Wermutstropfen ist allerdings der wissenschaftliche Bestand: Derzeit umfasst dieser laut Website 8,9 Millionen Einheiten und kann über einen zentralen Katalog, verschiedene Datenbanken und auch online recherchiert werden. An eine ausreichende aktuelle Verfügbarkeit internationaler Literatur ist dabei aber leider nicht zu denken. Zwar gibt es vereinzelte Bestände, die man nicht unbedingt in der Bibliothek vermutet (ich habe das für konkrete Themen der deutsch-sowjetischen Geschichte und für Museumswissenschaften ausprobiert). Aber westlichen wissenschaftlichen Standards hält die Bibliothek nicht stand.

Daran ändert auch ihr 2006 fertig gestellter spektakulärer Bau nichts, der die Skyline von Minsk belebt und abends passend zur Jahreszeit oder Feiertagen beleuchtet wird. Er gehört zu den 50 originellsten Bauten der Welt. Dem eindrucksvollen Äußeren entspricht durchaus die Inneneinrichtung, von der so manche Bibliothek nur träumen kann. Die Lesesäle sind neu und komfortabel eingerichtet, es gibt ausreichend Computer für die Recherchen, wie gesagt, einige davon mit Internetanschluss. Kopien können unproblematisch bestellt werden, Cafés, eine Kantine und Ruhebereiche laden zu kreativen Pausen ein. Kein Wunder, dass der Präsident die Bibliothek zum Vorzeigeobjekt anlässlich staatlicher Veranstaltungen erhoben hat.

Weitere Eindrücke der Bibliothek aus Nutzerperspektive:

http://www.bibliothek2null.de/2010/10/25/ein-besuch-in-weisrussland/

Jüdische Spuren in Minsk

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Nationales Historisches Museum

Blick in die Dauerausstellung.

Ambivalent fällt mein Urteil über das Nationale Historische Museum der republik Belarus (bis 2009 das Nationales Museum der Geschichte und Kultur von Belarus) in Minsk aus. Man bekommt nicht, was man erwartet, kann aber doch anregende Stunden dort verbringen.

Offenbar ist das Museum eher auf Minsker und belarussisches Publikum eingestellt, als auf Touristen und Fremde. Jedenfalls erhält man nicht, wie ich finde zu erwarten wäre, eine Einführung oder einen Überblick in die weißrussische Geschichte. Vielmehr setzt sich die Dauerausstellung aus einzelnen thematischen Abschnitten zusammen, die allenfalls ein mosaikartig zusammengesetztes Bild von der belarussischen Geschichte abgeben. Der Rundgang beginnt mit der (offenbar noch aus sowjetischen Zeiten stammenden) Präsentation archäologischer Funde auf heutigem belarussischem Gebiet. Und damit ist gleich ein zentrales Thema angesprochen: Wo und wann beginnt eigentlich „belarussische Geschichte“?  Wie hat sich das heutige Staatsgebiet entwickelt?

Leider gibt auch der weitere Rundgang, wie der erste Saal selbst, darüber keinen Aufschluss. Übergreifende Saaltexte sucht man vergeblich. Vielmehr durchwandert der Besucher einzelne Räume, die jeweils einem in sich geschlossenen Thema oder einer Sonderausstellung außerhalb eines Rundgangs gewidmet sind.

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Zeitungskultur

Internationale Zeitungen sind in Minsk bekanntlich Mangelware. Zu kaufen sind sie gar nicht, zu lesen nur an sehr wenigen Orten. Einer davon ist das News Café in der Ul. Karla Marksa. Hier gibt es eine, freilich überschaubare Auswahl tagesaktueller und ein bis zwei Tage alte Zeitungen. Welche genau verfügbar sind, schwankt, meist sind jedoch die aktuelle ZEIT, die WELT und Frankfurter Allgemeine Zeitung vorhanden. Hinzu kommen das Handelsblatt, einige Wirtschafts- und Managermagazine sowie englisch- und russischsprachige Zeitungen und Journale.

Ein deutlich geringeres Angebot hält das Grand Café in der Ul. Lenina vor, immerhin waren hier in letzter Zeit die ZEIT und die WELT (einige Tage alt) zu haben.

An den staatseigenen Kiosken und Zeitungsläden („Белсоюздрук“) gibt es dagegen ein zwar beeindruckend großes Angebot an Zeitungen, das sich jedoch auf den zweiten Blick in den staatlich kontrollierten Ausgaben der Tageszeitungen sowie zahlreichen Fachzeitungen und –zeitschriften (Angeln, Jagen, Heimwerken, Kochen, „Frauenthemen“ etc.) erschöpft.

Die „Jama“

Ansicht der beiden Denkmäler in der Jama.

Der heute in einem Neubaugebiet gelegene Ort gehörte zwischen 1941 und 1943 zum Minsker Ghetto. Die Jama (russisch für: Grube) war einer der Orte, an dem die deutschen Besatzer die Juden erschossen. Nach dem Krieg errichteten Überlebende einen Obelisken zur Erinnerung an die Ereignisse in der Jama. Er trägt eine jiddische Inschrift und ist wohl das einzige Denkmal dieser Art, das in der Sowjetunion bestand hatte. Ein aktives Erinnern war jedoch bis zum Beginn der 90er Jahre des 20. Jh. nicht möglich.

Im Jahre 2000 konnte in der Jama ein Denkmal des belarussischen Architekten Leonid Lewin eingeweiht werden. Es zeigt eine Reihe von gesichtslosen, schattenhaften Bronzefiguren: Opfer, die hinab in die Grube steigen.

Nähere Informationen: http://ibb.by/de/news/376

Das Minsker Ghetto

Blick auf die Gedenksteine deutscher Städte auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof in Minsk zur Erinnerung an die Deportationen.

Bereits kurz nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 besetzten die Deutschen Minsk. Im Zeitraum von Juli 1941 bis Oktober 1943 errichteten sie im nordöstlichen Teil der Stadt auf einem etwa zwei Quadratkilometer großen Gebiet einen abgeriegelten Bezirk, in dem die große Mehrheit der damals etwa 75.000 Juden leben mussten. Das Ghetto gehörte zu den größten in Europa mit zeitweise 30.000 bis 100.000 Menschen. Seit November 1941 wurden zudem aus den deutschen Städten Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Berlin und Königsberg sowie aus Wien und Brünn deportierte Juden hier untergebracht. Nicht arbeitsfähige Menschen wurden umgebracht, die übrigen zur Zwangsarbeit abkommandiert. Im August 1942 lebten noch weniger als 9.000 Menschen im Ghetto, zum Zeitpunkt der Auflösung am 21. Oktober 1943 gab es kaum Überlebende.

Die wenigen Überlebenden treffen sich heute in der Geschichtswerkstatt in Minsk und sprechen über ihre Erlebnisse. Einige von ihnen konnten mit Hilfe der Geschichtswerkstatt ihre Erinnerungen publizieren, andere geben ihre Erfahrungen an junge Menschen im Rahmen verschiedener Projekte weiter.

Portraits und Erinnerungen von Ghetto-Überlebenden finden sich unter: http://www.gwminsk.org, Link: Lebensläufe

Geschichtswerkstatt Minsk

Ein wenig versteckt und nicht leicht zu finden liegt in der Suchaja Straße 25 in Minsk die Geschichtswerkstatt, ein deutsch-belarussisches Gemeinschaftsprojekt. Der Besuch sei all jenen empfohlen, die sich für die nicht offizielle Seite der Geschichte von Belarus im Zweiten Weltkrieg interessieren. Themen der Ausstellungen und Veranstaltungen der Geschichtswerkstatt sind das Schicksal der jüdischen Bevölkerung und des Minsker Ghettos sowie des Konzentrationslagers Malyj Trostenec.

Das Gebäude der Geschichtswerkstatt.

Das Gebäude der Geschichtswerkstatt ist eines der letzten erhalten gebliebenen Baracken des Minsker Ghettos. Damals versteckten sich hier in einem unterirdischen Versteck, einer sog. Malina, 26 Menschen für die Dauer von neun Monaten vor den deutschen Besatzungstruppen. 13 von Ihnen überlebten.

Mehr Informationen unter: http://www.ibb-d.de/geschichtswerkstatt_minsk0.html und http://ibb.by/de/education/Geschichtswerkstatt. Derzeit entsteht eine neue Website, die demnächst unter www.gwminsk.org zu finden ist.

Das Museum als Ort der Persönlichkeitsentwicklung?!

 

Abschlussveranstaltung am 21.12.2010

Erwachsenenbildung wird in Belarus noch klein geschrieben. Es gibt weder ein so dichtes Netz von Volkshochschulen, wie wir es aus Deutschland kennen, noch Fortbildungseinrichtungen oder gar Seniorenakademien. Das Bildungssystem wird vielmehr bestimmt durch die schulische Bildung, das Hochschulstudium und die Berufsausbildung. Zwar bieten zunehmend städtische und andere offizielle Bildungseinrichtungen Kurse speziell für Erwachsene an (siehe: Minsker Bezirksinstitut für Bildungsentwicklung), doch stecken diese Angebote noch in den Anfängen – ein Grund, warum sich der „Deutsche Volkshochschulverband e.V.“ in Belarus engagiert. Weiterlesen

Geschichte im Museum

Wie aktuell und wichtig Fragen der Geschichte auch für die Museen sind, hat die Abschlusspräsentation der Projekte gezeigt, dich sich an dem Wettbewerb „Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Erwachsenenbildung“ beteiligt haben. Das Forum fand am 17.12.2010 im Minsker Bezirksinstitut für Bildungsentwicklung statt, gefördert wurde das Programm vom „Deutschen Volkshochschulverband e.V.“ in Minsk. Beteiligt haben sich insgesamt acht Institutionen, neben Museen auch Bildungseinrichtungen verschiedener Bezirke in Minsk und anderer Regionen Weißrusslands sowie die Orthodoxe Kirche.

Der Motivation und den Folgen von Emigration aus der Region in die USA widmete das Heimatmuseum Kopyl im Minsker Bezirk ein Projekt. Das Vitebsker Bildungsmuseum präsentierte seine ehrgeizigen Pläne zur Gründung im kommenden Jahr. Ebenfalls eine Museumsgründung in einem ehemaligen Seminar zur Bildungsgeschichte ist in Schtschutschin in der Region Grodno vorgesehen.

Weitere Institutionen wählten unterschiedliche, thematische Schwerpunkte, wie z.B. die Bildungssituation der 40er und 50er Jahre in Minsk, Spuren der Musikgeschichte im Kreis Mogiljow oder die Entwicklung von weiblichen Wohltätigkeitsorganisationen in Belarus.

Das Forum bot den Teilnehmern neben Vorträgen über die Rolle und Funktion der Museumspädagogik für die Erwachsenenbildung (von einer Vertreterin des Staatlichen Historischen Museums, Minsk), die Entwicklung und Methoden der „oral history“ (von einer Vertreterin des Minsker Bezirksinstitut für Bildungsentwicklung) sowie die Arbeit des Volkshochschulverbandes in Belarus, die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Die vier besten Projekte präsentierten sich zudem mit kleinen Ausstellungen und Materialien im Foyer.

Museum des Großen Vaterländischen Krieges I

Das Gebäude des Museums auf dem Platz der Republik.

Mitten im Zentrum der Stadt, Am Prospekt Nezavisimosti, befindet sich das „Belarussische Staatliche Museum der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges“, wie es richtig heißt. In einer Dauer- und verschiedenen Wechselausstellungen zeigt es die offizielle Sicht auf die Geschichte des Krieges gegen das nationalsozialistische Deutschland von 1941 bis 1945. Ergänzt werden die Ausstellungen durch die Präsentation von Großgerät im Außenbereich.

Bereits 1942 erhielt eine eigens zu diesem Zweck gegründete Kommission den Auftrag, Dokumente und Materialien zum Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion sowie den eigenen Abwehrkampf zu sammeln. Auf dieser Grundlage eröffnete im November 1942 die erste Ausstellung  unter dem Titel „Belarus lebt, Belarus kämpft, Belarus war und wird sowjetisch sein“. Sie wurde in Moskau in den Räumen des Staatlichen Historischen Museums am Roten Platz gezeigt. Nach der Befreiung Weißrusslands durch die Rote Armee bildete die Ausstellung die Grundlage für das neu gegründete Museum im Haus der Gewerkschaften auf den Platz der Freiheit. Die Eröffnung für die Besucher fand am 22. Oktober 1944 statt. Seit 1966 befindet sich das Museum in dem heutigen Gebäude.

Museum des Großen Vaterländischen Krieges II

Anlässlich des 65. Jahrestages seit dem Ende des Großen Vaterländischen Krieges zeigt das Museum im Rahmen des Projekts „Die Parade des Sieges am 24.6.1945“ aktuell drei Sonderausstellungen. Zuerst eröffnete eine Präsentation über die sowjetische Gesellschaft im Krieg, danach eine Ausstellung über die die Lebensbedingungen und Aktionen der Partisanen. Seit dem 28.10.2010 ist auch die dritte Ausstellung zu sehen, die persönliche Gegenstände und erbeutete Waffen und Fahnen der Teilnehmer an der Siegesparade unter Einbeziehung von originalen Tondokumenten zeigt.

Ausstellungseröffnung am 27.10.2010

Auf den ersten Blick bieten die Ausstellungen nichts Neues auf die im Museum präsentierte Sicht des Krieges durch die Brille der sowjetischen Ideologie. Dieser Eindruck wird durch die traditionell überladene, in roten Farben gehaltene und sehr realistische Gestaltung unterstützt. Auch die Eröffnungszeremonien folgen alten Mustern, indem mit Orden beladene Veteranen die zur Anwesenheit verpflichtete Jugend auf die Heldentaten Stalins zum Sieg über die Faschisten und zur Befreiung von Belarus einschwören.

Auf den zweiten Blick jedoch zeigt sich eine differenzierte Sicht auf die Ereignisse. Weiterlesen

Museum der Geschichte der weißrussischen Literatur

Mein erster Museumsbesuch führte mich in das kleine, aber feine Staatliche Museum der belarussischen Literatur

Über meinen Besuch war man ebenso erfreut wie erstaunt, das Ticket (45 Rubel) wurde mir als einzigem Besucher erlassen und extra für mich das Licht in den Räumen eingeschaltet.

Ein Blick in die Ausstellung

Zu sehen ist seit Januar 2010 eine Ausstellung über den belarussischen Schriftsteller Vassilij Bykov (1924-2003). Sie berichtet über seine familiäre Herkunft aus der Region Vitebsk, seine künstlerische Entwicklung und die Rezeption seiner Werke im In- und Ausland durch Verfilmungen und Übersetzungen. Die Beschriftung ist in belarussisch und englisch gehalten, die Gestaltung schlicht, aber hochwertig und professionell. Mit Originaldokumente, Faksimiles, Fotos und persönlichen Gegenständen bietet die Ausstellung eine lebendige und kenntnisreiche Einführung in das Leben dieses bei uns weitgehend unbekannten Autors.

Informationen auf russisch zum Museum
Einen Einstieg in alle Literaturmuseen Weißrusslands bietet die Website: http://litmuseums.iatp.by/index_ru.html

Goethe Institut Minsk

Zwar soll es hier um die Kultur und Geschichte Belarus gehen, aber es sei mir als Neuankömmling in einem fremden Land erlaubt, auch dem Goethe-Institut einen Besuch abzustatten. Neben den permanenten Angeboten von Sprachkursen und der Bibliothek, bietet das Institut eine Reihe von Veranstaltungen zu Themen der deutschen Literatur, Kultur und Wissenschaft. Viele der Programmpunkte in diesem Jahr standen im Zeichen des 20. Jahrestages der Deutschen Einheit. Aktuelle Infos bietet der, auf weißrussisch geschriebene, Blog .

Der Große Krieg oder der Erste Weltkrieg I

Unweit unserer Wohnung befindet sich ein Erinnerungsort, wie man ihn eher selten findet. Es handelt sich um eine gestaltete Grünanlage, die an den Ersten Weltkrieg erinnert, wie kleine Schilder an den Zugängen angeben. Mehr Informationen findet der Besucher nicht, es gibt keine Informationstafel oder einen anderen Hinweis. Angelegt wurde der Ort auf Initiative der Russischen Föderation, offenbar ohne Beteiligung der belarussischen zuständigen Stellen, wie die Vertretung des VdK in Minsk angibt. Ob es ein Zufall ist, dass der Ort gegenüber der neuen russischen Botschaft liegt? Besondere Aufmerksamkeit wird ihm jedenfalls nicht zuteil, jedenfalls ist die zentrale Stelle bisher ohne Denkmal oder Gedenkstein.

Museum des Buches in Minsk

Vor der Bibliothek steht eine riesige Skulptur zu Ehren von Franziskus Skarina.

Sehenswert unter den Museen der Stadt ist das „Museum des Buches“ in der Staatlichen Nationalbibliothek. Neben den Museen in Polock und Gomel ist es das jüngste der drei Buchmuseen in Belarus. Mit dem neuen Bibliotheksgebäude 2006 eröffnet, präsentiert es ausgewählte Bestände der Bibliothek sowie kleine, wechselnde Ausstellungen. Einen Eindruck bieten die 3-D-Ansicht sowie Fotos von Exponaten auf der Website der Bibliothek (über den Link „Uslugi“). Die konservatorische Ausstattung ist von hohem Niveau, so dass auch empfindliche Handschriften und Drucke gezeigt werden können, darunter eine Togarolle weißrussischer Juden aus dem 19. Jh., eine Ausgabe der „Göttlichen Komödie“ (1481), eine weitere von Martin Luther (1523) sowie verschiedene Werke des ersten Buchdruckers in Belarus, Franziskus Skarina. Dieser druckte 1517, nur wenige Jahre nach Gutenberg, die erste Bibel in einer ostslawischen Sprache (altruthenisch).